Ausländische Arbeitnehmer verdienen zwischen 30 und 40% weniger als Spanier
Seit 1998 sind 4,3 Millionen Menschen nach Spanien eingewandert. Doch diese meist mit Bestürzung und Angst betrachtete Einwanderungswelle hat auch ihre viel zu selten erwähnten positiven Seiten. So haben die Ausländer nicht nur entscheidend zum Wirtschaftswachstum beigetragen. Ihre monatlichen Beiträge sind auch ausschlaggebend dafür, dass das Gleichgewicht des spanischen Rentensystems erst 2025 Gefahr läuft, ins Wanken zu geraten. Bislang war die Banco de España davon ausgegangen, dass das Rentensystem bereits 2012 ins Defizit gerät.
Madrid – 1991 gingen die Demographen davon aus, dass Spanien in diesem Jahr 41,4 Millionen Einwohner haben würde. Sie verschätzten sich jedoch gewaltig. 2001 hieß es dann, es würden 42,1 Millionen sein, sie hatten sich aber schon wieder getäuscht. Tatsächlich leben nämlich heute bereits 44,1 Millionen Menschen in Spanien. Dieses Bevölkerungswachstum ist zu 73% auf die massive Einwanderung aus Afrika, Lateinamerika und osteuropäischen Ländern zurückzuführen.
Schon früher war immer wieder ins Gespräch gekommen, dass dank der Einwanderer die Renten gesichert sein könnten, denn das Durchschnittsalter der Immigranten ist niedrig. Ganz abgesehen davon, tragen sie erheblich mehr zur Steigerung der Geburtenrate in Spanien bei als die Spanier selbst.
Die Banco de España ist nun anhand der jüngsten Eurostat-Daten zu dem Schluss gekommen, dass die massive Einwanderung tatsächlich zur Verschiebung des Defizits beiträgt.
Das Problem im Hintergrund ist jedoch immer noch dasselbe: Steigende Lebenserwartung und sinkende Geburtenrate. Bislang sind die Immigranten zwar noch jung und viel mehr zur Familiengründung bereit als die meisten Spanier. Doch Experten sind sich sicher, dass die meisten Einwanderer in kürzester Zeit das hier geltende Sozialmodell an- und übernehmen, sprich wieder weniger Kinder bekommen.
Derzeit kommen in Spanien auf 100 Menschen im arbeitsfähigen Alter 24,5 Rentner und 8,6% des Bruttoinlandsproduktes (BIP). Die EU geht davon aus, dass es 2050 bereits 76,5 Rentner pro 100 Arbeitnehmer sein werden. Der Staat wird dann 15,7% des BIP für die Deckung der Renten aufbringen müssen. Das könne nur geschafft werden, indem man die Steuern um 8,5% anhebt. Ende 2005 waren 30% der Einwohner im arbeitsfähigen Alter Ausländer.
Besorgniserregend ist jedoch die Tatsache, dass das Durchschnittsgehalt der Immigranten um 30 bis 40% niedriger ist als das der Spanier.
Begründet wird dies unter anderem dahingehend, dass ein Großteil der Immigranten Jobs annehmen („müssen“), die schlecht bezahlt sind (33% arbeiten in fremden Haushalten, 19% in der Landwirtschaft und ein hoher Prozentsatz auf dem Bau). Es liegt aber auch daran, dass viele, verglichen mit nationalem Niveau, unzureichend ausgebildet sind.