Das Leben nach der Macht


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Präsident Zapatero zieht sich aus der Politik zurück, einige Ex-Minister bleiben Delegierte im Abgeordnetenhaus, andere kehren ins Berufsleben zurück

Nach fast acht Jahren an der Spitze des Landes kommt für Präsident Zapatero und seine Minister jetzt der Zeitpunkt, ihre Büros zu räumen und einen neuen Weg innerhalb oder außerhalb der Politik zu beschreiten.

Madrid – Der Präsident hat sich entschieden, die erste Reihe der Politik zu verlassen und einen Platz im Staatsrat einzunehmen, das wichtigste Beratungsgremium der Regierung. Er hatte immer den Wunsch geäußert, in seine Heimatstadt León zurückzukehren, wenn er den Moncloa-Palast verlassen werde. Doch seine beiden Töchter haben ihn überzeugt, in Madrid zu bleiben, bis sie ihre Studien beendet haben. So hat er ein Haus in Madrid gemietet und wird vorerst in der Hauptstadt wohnen. Bis Februar ist er noch Generalsekretär der Sozialisten, dann wird in einem außerordentlichen Kongress über seine Nachfolge entschieden. Bis dahin wird er in dieser Frage eine absolut neutrale Haltung einnehmen.

Speziell die bisherige Verteidigungsministerin Carme Chacón und Ex-Vizepräsident Alfredo Pérez Rubalcaba streben den Posten an. Bis diese „Konklave“ der Sozialisten stattfindet, nehmen beide ihren Platz als Abgeordnete im Kongress ein. Rubalcaba als Präsident der sozialistischen Fraktion, war auch der Diskussionspartner bei der Regierungserklärung von Präsident Rajoy.

Im Abgeordnetenhaus werden neben Chacón noch acht weitere Mitglieder des Kabinetts Zapatero ihren Sitz einnehmen: Manuel Chaves, Trinidad Jiménez, Francisco Caamaño, Antonio Camacho, Valeriano Gómez, Ramón Jáuregui, Leire Pajín und Rosa Aguilar. Die meisten von ihnen haben bereits die Arbeit eines Abgeordneten kennengelernt. Chaves wird nach mehr als zwanzig Jahren in das Abgeordnetenhaus zurückkehren.

Andere Exminister haben sich entschlossen, der Politik den Rücken zu kehren, wie die Vizepräsidentin und Wirtschaftministerin Elena Salgado, die nicht mehr kandidiert und einen Führungsposten in der freien Wirtschaft angenommen hat. Erziehungsminister Ángel Gabilondo kehrt auf seinen Posten als Rektor der Autonomen Universität Madrid zurück, von wo ihn Präsident Zapatero abberufen hatte.

Miguel Sebastián, bislang Minister für Industrie, Tourismus und Handel kehrt ebenfalls an die Universität Complutense zurück, wo er einen Posten als Dozent für Wirtschaftswissenschaften innehat.

Die Ministerinnen für Kultur und für Wissenschaft, Ángeles González Sinde und Cristina Garmendia, kehren in ihr Berufsleben zurück. Garmendia war vor ihrer Berufung durch den Präsidenten eine erfolgreiche Unternehmerin, González Sinde in der Filmwirtschaft tätig.

Andere Minister aus der ersten Etappe der sozialistischen Regierung haben ihren Weg außerhalb der Politik gemacht, wie Magdalena Álvarez, die jetzt bei der Europäischen Investitionsbank tätig ist oder Juan Fernando López Aguilar, der die sozialistische spanische Fraktion im Europaparlament leitet.

Noch auf Arbeitssuche ist der Ex-Verteidigungsminister und Ex-Parlamentspräsident José Bono. Zuerst will er sich einige Tage in Orlando und Panama erholen, bevor er mit einem Buch über seine Erinnerungen beginnt. Später will er dann in seiner Eigenschaft als Anwalt einen Posten als Berater in einem Wirtschaftsunternehmen suchen.

Das spanische Königspaar sowie Kronprinz Felipe und Prinzessin Letizia haben die scheidenden Regierungsmitglieder mit einem Mittagessen im Palacio Real, ihrem offiziellen Sitz, verabschiedet.




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