Hotelierverband besorgt um negative Auswirkungen der Marikulturen

Touristik-Unternehmer fordern umgehende Verlegung der Fischzuchten in der Nähe von Stränden

Der neue vorläufige Ordnungsplan für marine Fischzuchten bzw. Aquakulturen, den die kanarische Regierung angesichts des Wachstums dieses Industriezweigs auf den Inseln ausgearbeitet hat, sorgt weiterhin für Unmut.

Nachdem Candelarias Bürgermeis­ter José Gumersindo García gefordert hatte, dass die Fischzuchtkäfige von Las Caletillas in das Gebiet Puerto Playa de Lima-El Socorro-Puertito de Güímar verlegt werden, meldete sich jetzt Güímars Bürgermeister Rafael Yanes zu Wort. Nach einer Besprechung mit dem Präsidenten der Fischereigenossenschaft des Landkreises sprach sich Yanes gegen marine Fischzüchtungen an der Küste von El Socorro und Puertito de Güímar aus.

Auch in diesem Fall wird als Hauptablehnungsgrund wieder die potentielle Verschmutzung von Badegebieten angegeben. Des Weiteren fürchten die Fischer eine weitere Einschränkung der ihnen zugeteilten Fischgründe.

Einen eindringlichen Aufruf an alle beteiligten Institutionen hat auch der Hotelierverband der Provinz Teneriffa, Ashotel, gerichtet. „Wir müssen ein Gleichgewicht zwischen dem traditionellen Fischfang, dem Tourismus, Freizeit- und Sport­aktivitäten und der Aquakultur schaffen, unter Berücksichtigung unserer Umwelt“, lautet das Plädoyer von Ashotel. Der Verband moniert, dass entlang der 342 Küstenkilometer von Teneriffa viele marine Fischzuchten in unmittelbarer Nähe von Touristikgebieten und Stränden zu finden sind, obwohl es andere Gebiete gibt, die für diese Industrie geeignet sind und keinem anderen Wirtschaftszweig schaden. Der Touristiksektor der Insel und die betroffenen Gemeinden Arona, Adeje und Santiago del Teide halten deshalb die umgehende Verlegung der Fischzuchten, die sich in der Nähe von Stränden und Touristikgebieten befinden, für notwendig. Außerdem fordert Ashotel die Überarbeitung des Ordnungsplans für Marikulturen, so dass die Fischzuchten nur dort installiert werden dürfen, wo sie weder den Tourismus noch das Landschaftsbild stören.

Mit Zitaten verschiedener Gutachten weist Ashotel auch auf die ökologischen Probleme der Marikulturen hin: Verdrängung heimischer Arten, Verlust an Biodiversität, Rückstände durch Fütterung, etc.

Der Präsident des Zuchtfisch-Fachverbands Apromar, José Luis Guersi, reagierte auf den Antrag von Ashotel kompromissbereit und versicherte, dass die Verabschiedung des Ordnungsplans keineswegs bedeute, dass die Küste der Insel nun von Fischzuchtkäfigen „überschwemmt“ werde. Der Plan sei lediglich ein Instrument, um die für diese Indus­trie geeigneten Gebiete festzulegen.

Guersi erinnerte daran, dass die Fischzuchtkäfige den Vorteil haben, keine festen Installationen zu sein und jederzeit demontiert und anderswo wieder aufgebaut werden können. Guersi äußerte auch den Wunsch nach einem Treffen mit Vertretern von Ashotel, um gemeinsam über Lösungen nachzudenken. Abschließend erinnerte er daran, dass die Aquakultur-Industrie zur Diversifikation der Wirtschaft auf den Kanaren beiträgt und angesichts des Exportvolumens auf nationaler Ebene bald Marktführer werden könnte.

Aufstrebender Wirtschaftszweig

Die rückläufige Produktivität der traditionellen Fischerei hat dafür gesorgt, dass sich das Geschäft mit Zuchtfischen mit den Jahren immer weiter entwickelt hat. Heute haben die marinen Fischzuchten große wirtschaftliche Bedeutung auf den Inseln. Dass es sich um einen aufstrebenden Wirtschaftszweig handelt, beweisen die Zahlen: 1998 wurden jährlich noch 456 Tonnen Fisch gezüchtet, heute sind es mehr als 10.000 Tonnen. Über 30 Unternehmen betreiben Marikulturen an der kanarischen Küste. Die meisten davon beschränken sich auf die Zucht der Speisefische Dorade und Wolfsbarsch. In Zukunft soll die kontrollierte Aufzucht auch auf andere Speisefischarten, Mollusken und Tintenfische ausgeweitet werden.

Der vorläufige Ordnungsplan für Marikulturen auf den Kanarischen Inseln kann unter

www.gobiernodecanarias.org/agricultura/pesca/proac/ordenacion/default.htm abgerufen werden.