Die „Hacienda El Robado“ im Taoro war 1996 zum Kulturgut erklärt worden
Puerto de la Cruz verlor am 8. August eines seiner historischen Baudenkmäler. Das Herrschaftshaus bzw. Landgut „Hacienda El Robado“, im Volksmund auch als „Casa Amarilla“ bekannt, im Taoro Park brannte aus noch ungeklärten Ursachen komplett aus.
Nach Auskunft der Feuerwehr gibt es allerdings zahlreiche Indizien, die auf Brandstiftung hindeuten.
Das Feuer muss gegen 6.00 Uhr früh im Kellergeschoss des leerstehenden Gebäudes ausgebrochen sein. Um 6.30 Uhr benachrichtigten Anwohner die Feuerwehr. Der Löschzug der Feuerwehr von La Orotava war umgehend zur Stelle, musste jedoch nach einer kurzen Einschätzung der Lage Unterstützung aus La Laguna anfordern. Das Gebäude brannte lichterloh, denn es war zu großen Teilen aus Tea-Holz gebaut. Dieses heute äußerst kostbare Holz wird aus den Stämmen Jahrzehnte alter Kanarischer Kiefern gewonnen. Das harzreiche Holz ist sehr brennbar, was die schnelle Ausbreitung des Feuers und die kaum möglichen Löscharbeiten erklärt. Noch während des Vormittags konnte der Brand zwar unter Kontrolle gebracht, jedoch nicht ganz gelöscht werden. Die Decke des Kellergeschosses stürzte ein, ebenso das Dach des Obergeschosses, wodurch die Feuerwehrleute nicht ins Innere des großräumigen Gebäudes eindringen konnten. Die dicke Rauchwolke, die aus dem Taoro Park aufstieg, war noch am Nachmittag zu sehen.
Architektonisches Juwel
Das zwischen 1893 und 1896 von dem britischen Oberst Owen Peel Wethered erbaute Landgut war von der kanarischen Regierung 1996 zum Kulturgut erhoben worden. Es gilt als eines der schönsten Beispiele des englischen Kolonialstils auf der Insel. In den letzten fünfzehn Jahren verfiel das verlassene Gebäude trotz des ihm zugewiesenen historischen und architektonischen Wertes zusehends. Fenster und Türen waren schon lange zugemauert worden, um Eindringlingen oder Hausbesetzern kein Schlupfloch offen zu lassen. Wie die Zeitung Diario de Avisos berichtete, wurde das Haus samt Grundstück (17.000 qm) vor drei Jahren von einem Bauunternehmen für 1,5 Mio. Euro erworben.
Manuel Páez Quintero, Geschäftsführer der Baugesellschaft Grupo Quintercon, war während der Löscharbeiten vor Ort und bestätigte, dass dieses Gebäude durch die Erklärung zum Kulturgut „unantastbar“ war, weshalb es nicht zu einer Restaurierung gekommen war. Ein Bauvorhaben erforderte nicht nur die Genehmigung der Inselkommission des historischen Erbes, sondern auch die Zustimmung des Cabildos. Grund genug für Spekulationen über eine vorsätzliche Brandlegung.
Beobachter des Brandes meldeten, dass ein verdächtig geringes Feuerwehraufgebot zur Brandstelle beordert wurde, und die Arbeiten sich offensichtlich darauf beschränkten, das Feuer unter Kontrolle zu halten. Sachgerechte Löscharbeiten wurden nicht vorgenommen, so dass das Gebäude nun eine Brandruine ist. Schade um dieses wunderschöne Haus.
Restaurierung erwünscht
Die Stadt Puerto de la Cruz will sich angeblich um die Restaurierung der historischen Villa im Originalstil bemühen. Wie die Zeitung El Día von einer Quelle des städtischen Urbanismusamtes wissen will soll der städtische Urbanismusplan dahingehend überarbeitet werden, dass auf dem 17.000 qm großen Gelände um das Haus zwei vierstöckige Wohnhäuser gebaut werden können. Dies zumindest sind die Pläne der Baufirma von Manuel Páez Quintero. Dadurch könnte die kostspielige Restaurierung des alten Herrenhauses finanziert werden. Der Prozess bis zur Genehmigung dieser Pläne wird vermutlich langwierig sein. Das letzte Wort hat in jedem Fall die kanarische Kommission für Bodenordnung und Umwelt (COTMAC).