Gewährleisten Meeresschutzgebiete das Wohlergehen von Walen und Delfinen?
Puerto de la Cruz, 30. Januar – Eine neue Studie, die im Journal of Zoological and Botanical Gardens veröffentlicht wurde, stellt die Wirksamkeit von Meeresschutzgebieten als optimale Lösung zur Verbesserung des Wohlergehens von in menschlicher Obhut lebenden Walen in Frage.
Die Untersuchung konzentrierte sich auf das Sea Life Trust Beluga Whale Sanctuary in Island, in dem zwei Belugawale untergebracht sind, die aus einem Aquarium in China transferiert wurden. Nach fünf Jahren Betrieb zeigen die Ergebnisse erhebliche Herausforderungen und Grenzen des Modells der Meeresschutzgebiete auf. Da es sich um das einzige operative Walschutzgebiet der Welt handelt, repräsentieren die Ergebnisse alle verfügbaren wissenschaftlichen Erkenntnisse über die Haltung von Walen in diesen Gehegen.
Ein uneingelöstes Versprechen?
Trotz der Erwartung, dass eine natürliche Umgebung das Wohlergehen der Belugawale verbessern würde, ergab die Studie, dass die beiden Bewohner des Schutzgebiets, der Kleine Grauwal und der Kleine Weißwal, 92,6 % ihrer Zeit in einem herkömmlichen Innenbecken verbrachten. Nur 3,4 % der Betriebszeit verbrachten sie in der Bucht der Rettungsstation, die oft als „natürliche Lösung“ für ihr Wohlergehen angepriesen wird.
Zu den Gründen für diesen eingeschränkten Zugang gehören gesundheitliche Probleme wie Magengeschwüre und verminderter Appetit sowie die Notwendigkeit, Belugas vor widrigen Wetterbedingungen zu schützen. Diese Ergebnisse stellen die Annahme in Frage, dass die Umsiedlung von Walen und Delfinen in eine Meeresumgebung eine bessere Lebensqualität garantiert.
Wichtige Lehren für die Zukunft
Der Bericht weist auf Lücken in der Projektplanung und -durchführung hin, wie etwa das Fehlen eines strukturierten Verhaltensprogramms und eines Schulungsplans. Die Autoren betonen, dass das derzeitige Modell überarbeitet und verfeinert werden muss, um die mit der Umsiedlung in diese Umgebungen verbundenen Herausforderungen in Bezug auf Gesundheit und Wohlergehen zu bewältigen.
„Der Fall von Little Grey und Little White zeigt, dass natürliche Bedingungen allein nicht ausreichen, um das Wohlergehen von Walen und Delfinen zu verbessern. Wir brauchen eine viel solidere Planung und maßgeschneiderte Lösungen“, erklärte Javier Almunia, einer der Autoren der Studie und Direktor der Loro Parque Fundación.
Transparenz und wissenschaftliche Beweise
Die Studie zeigt auch, dass die Öffentlichkeit keinen Zugang zu den wichtigsten Daten über das Wohlergehen der Wale und Delfine im Schutzgebiet hat. „Versuche, detaillierte Informationen über die Überwachung des Wohlergehens der Tiere direkt von den Mitarbeitern der Schutzzone oder ihren Beratern zu erhalten, wurden durch Vertraulichkeitsvereinbarungen erschwert, die die Weitergabe von Daten einschränken“, erklären die Autoren.
Ihrer Ansicht nach würde die Veröffentlichung detaillierter Informationen über positive und negative Tierschutzbewertungen eine umfassendere Analyse der erzielten Ergebnisse erleichtern. Dieser Ansatz würde es Forschern, politischen Entscheidungsträgern und der breiten Öffentlichkeit ermöglichen, die Herausforderungen und Entwicklungen im Zusammenhang mit Meeresschutzgebieten besser zu verstehen. Darüber hinaus könnte eine größere Transparenz dazu beitragen, die betrieblichen Praktiken zu verbessern und sachkundigere Diskussionen über die Pflege von Walen und Delfinen in menschlicher Obhut zu fördern.
„Die Grundannahme, dass natürliche Umgebungen das Wohlergehen von Walen und Delfinen verbessern, scheint sich in der Praxis nicht zu bewahrheiten. Die wiederholte Notwendigkeit, aus gesundheitlichen oder tierschutzrelevanten Gründen in konventionelle Becken zurückzukehren, in Verbindung mit der begrenzten Zeit, die in der Bucht verbracht wurde (nur 3,4 % der Einsatzzeit), deutet darauf hin, dass natürliche Bedingungen allein keine Garantie für ein besseres Wohlergehen sind“, schlussfolgern die Autoren.
Obwohl Meeresschutzgebiete als Mittelweg zwischen der Haltung in Zoos und dem Leben in freier Wildbahn dargestellt werden, deuten die Forschungsergebnisse darauf hin, dass sie nicht von vornherein ein besseres Wohlergehen garantieren. Diese Erkenntnis erfordert einen differenzierteren, evidenzbasierten Ansatz für die Pflege von Walen und Delfinen.
Weitere Informationen finden Sie in der vollständigen Studie, die im Journal of Zoological and Botanical Gardens veröffentlicht wurde. [Loro Parque]