92 Riesen für die Stromversorgung

Neue Strommasten entlang der Südautobahn sind Umweltschützern und Anwohnern ein Dorn im Auge

„Hässlich“ wird wohl der erste Gedanke sein, der dem Betrachter – Einheimischer oder Tourist – beim Anblick der neuen Hochspannungsmasten, die in den letzten Wochen nach und nach entlang der Südautobahn errichtet wurden, durch den Kopf schießt.

Die 92 Masten sind die Hauptdarsteller des Dramas um die neue Hochspannungsleitung zwischen Granadilla und Adeje, durch die die Stromversorgung im Inselsüden künftig gewährleistet werden soll. Auf einer 25.095 m langen Strecke entlang der Autobahn sind die Gitter- und Betonmasten entweder bereits aufgestellt oder liegen an ihrem Standort bereit zur Installation. Die Freileitungsmasten sollen Windgeschwindigkeiten von bis zu 180 km/h standhalten. 52 Masten befinden sich im Gemeindegebiet von Granadilla, 11 in San Miguel, 25 in Arona und 4 in Adeje. Die Masten sind je nach Modell 18 bis 36 Meter hoch. In Flughafennähe ragen die Stahlmonster knallig in rot-weiß in den Himmel. Während der Eindruck auf die ankommenden Urlauber sicherlich nicht der beste sein wird, verkündete die kanarische Industrieministerin Marisa Tejedor vor wenigen Tagen, dass sie nicht nur hoch erfreut über den Forschritt bei der Installation der neuen Hochspannungsleitung von 220 kV sei, sondern die Masten geradezu „wunderschön“ finde. Nach einem 19-jährigen Tauziehen um das Unelco-Projekt dürfte allerdings nicht nur Marisa Tejedor ein Stein vom Herzen fallen, wenn die Stromleitung fertiggestellt ist. Dies soll noch vor den Wahlen am 27. Mai dieses Jahres der Fall sein.

Anwohner und Umweltschutzverbände wie Ben Magec und ATAN haben sich unterdessen äußerst kritisch über die neuen Strommasten ausgelassen. „Die Masten sind schrecklich“, wurde festgestellt und hinzugefügt, dass sie die Landschaft verschandeln und negative Auswirkungen auf das touristische Image der Insel haben werden. Die Gegner der Hochspannungsmasten sind sich einig darüber, dass die beste Lösung ein unterirdischer Verlauf der neuen Stromleitungen auf der gesamten Strecke von Granadilla bis Adeje gewesen wäre.

Das Elektrizitätsunternehmen Unelco lässt sich die neue 220 kV-Leitung über 14,5 Millionen Euro kosten.

56 Grundstückseigentümer wurden im Zuge der Planung enteignet, einige davon wurden als „unbekannt“ abgestempelt.

Sechsspurig in den Süden

Der Ausbau der Autobahn TF-1 zwischen Arafo und Las Caletillas ist fertiggestellt und die sechs Spuren – drei in jeder Fahrtrichtung – seit knapp zwei Wochen für den Verkehr freigegeben. Der Ausbau der Südautobahn erfolgt in mehreren Stufen. Dieses erste vollendete Teilstück stellt etwa ein Drittel der gesamten Strecke dar, auf der der Verkehr in Zukunft sechsspurig fließen soll.

Während der Verkehr auf dem neuen Teilstück gut läuft und der Autofahrer zügig vorankommt, gibt es auf der Südautobahn an verschiedenen Stellen weiter Engpässe.

Die Bauarbeiten zum Ausbau der TF-1 auf dem Teilstück Adeje-Granadilla sollen demnächst für fast 73 Millionen Euro in Auftrag gegeben werden. Langfristig sieht das Bauprojekt auch die Möglichkeit vor, diese Strecke achtspurig zu gestalten.

Im Zuge der nunmehr beendeten Bauarbeiten zwischen Arafo und Las Caletillas wurden drei Brücken und eine Fußgängerbrücke gebaut. Zwischen Santa María del Mar und Candelaria Lärmschutzwände errichtet, um die besonders in dieser Gegend nahe an der Autobahn gelegenen Wohngebiete vor dem Verkehrslärm zu schützen.