Babys im australischen und spanischen Parlament
Madrid – Larissa Walters ist Senatorin im australischen Parlament und eine junge Mutter. Wie Zeitungen in aller Welt berichteten, hat sie ihr Baby, die kleine Alicia Joy, mit ins Parlament genommen und dort auch gestillt. Der Vorgang wurde gemeinhin als ein positiver Schritt in Richtung Kinder- und Familienfreundlichkeit aufgenommen.
Auch die renommierte spanische Tageszeitung „El País“ griff die Nachricht auf und berichtete, die Parlamentarierin habe ihre zehn Monate alte Tochter mitgenommen, um den Kampf für flexible und familienfreundliche Arbeitsplätze zu unterstützen und sei bewegt darüber gewesen, auf diese Weise einen Meilenstein zu setzen.
Dieser Artikel fand in den sozialen Netzwerken ein kritisches Echo. Etliche Twitter- und Facebook-Nutzer erinnerten in diesem Zusammenhang daran, wie dieselbe Zeitung das Thema dargestellt hat, als Carolina Bescansa, eine Abgeordnete der Partei Podemos, im spanischen Parlament dasselbe tat. Statt von einem „Meilenstein“ war damals die Rede von einem „umstrittenen“ Verhalten.
Die damalige Schlagzeile lautete: „Kontroverse um die Abgeordnete, die ihr Baby auf der Abgeordnetenbank stillte“. Im Artikel hieß es, Bescansa habe es „vorgezogen, ihr Baby auf die Abgeordnetenbank mitzunehmen“, obwohl es im Unterhaus eine Kinderkrippe gebe, und weiter: „Während ihre Kameraden Pablo Iglesias (Parteichef von Podemos) und Íñigo Errejón mit ihm schäkerten, wurde das Baby mit Fotos bedrängt“. Stimmen aus der Regierungspartei PP wurden unter der Zwischenüberschrift „Politische Ziele“ zitiert: Es sei jämmerlich, Kinder für politische Ziele zu instrumentalisieren. Die Überschrift des Leitartikels lautete an diesem Tag: „Die Podemos-Show“. Darin hieß es, man müsse der neuen Partei erklären, dass der Kongress keine Fernsehplattform sei. Und obwohl in der Printausgabe in diesem Artikel kein Bezug auf das Baby der Abgeordneten genommen wurde, beinhaltete die Online-Version ein Video von Carolina Bescansa mit ihrer Tochter im Parlament.