Aufgrund der Untätigkeit der Verantwortlichen hielten die Eltern ihre Kinder vom Unterricht fern
Am 25. September hatte die Geduld der Eltern ein Ende; nach monatelangen Sorgen um die Gesundheit ihrer Kinder versammelten sie sich vor der Grundschule von La Vera (Puerto de la Cruz), um zusammen mit ihrem eigenständig vom Unterricht befreiten Nachwuchs für eine sofortige Lösung des enormen Taubenproblems zu protestieren.
Seit Langem herrschen die Tauben über die Schule und haben sich hier in Scharen heimisch niedergelassen. Insbesondere über den unbedachten Innenhof gelangen sie hinein, nisten im Dach, hinterlassen ihren Kot überall. Verstecke für verendende Tiere gibt es genug, gefunden und entfernt wurden diese kaum. Gegenüber einer Tageszeitung bestätigte das Gesundheitsamt, im März u.a. das Rathaus von Puerto de la Cruz zu entsprechenden Maßnahmen aufgefordert zu haben. Nachdem nichts geschehen war, wandte sich das Gesundheitsamt im August erneut an die zuständigen Stellen.
Die besorgten Eltern jedenfalls konnten nicht mehr mit ansehen, wie sich ihre Kinder in der von Taubenkot übersäten Schule tagtäglich erheblichen Gesundheitsrisiken aussetzen. Sie sorgten ab dem 25. September tagelang für leere Klassenzimmer, da sie ihre Kinder vom Unterricht fernhielten. Stattdessen protestierten die Familien vor dem Schulgebäude. Unter ständiger Polizeiüberwachung blockierten rund 300 Personen die Schulzufahrt und machten die Öffentlichkeit durch Rufe und Plakate auf die misslichen Zustände an der Grundschule aufmerksam. Zu hören und zu lesen waren Sprüche wie „Unsere Kinder haben ein Recht auf eine saubere, infektionsfreie Schule mit menschlichen Bedingungen“, „In der Schule von La Vera frisst uns das Ungeziefer auf“, „Wir wollen ohne Allergien und Stiche lernen“ (auf demselben Plakat waren die von Tauben übertragbaren Krankheiten und Parasiten aufgelistet).
Eusebio Dorta, Präsident des Dachverbandes der Elternvereinigungen von Teneriffa (Fitapa), erklärte, sofort müsse der Innenhof überdacht werden, damit die Tauben keinen Zugang mehr finden könnten. Danach sei der im „Asbest-“Dach bestehende „Taubenschlag“ zu entfernen.
Die Gemeinde Puerto de la Cruz gab an, die Eltern seien durch die Berichte verschiedener Institutionen „manipuliert“ worden. Man sei bereits mit dem Bildungsressort der Regionalregierung übereingekommen, dass nach Reinigung der Schule auf Kosten des Rathauses die kanarische Regierung die nötigen Arbeiten übernehmen würde. Laut dem Rathaus habe jedoch der Schuldirektor besagte Reinigung verhindert.
Schuldirektor Sergio García erklärte, er wolle sich nicht auf „politische Debatten oder Diskreditierungen“ einlassen und würde gerne als Sündenbock herhalten, wenn dadurch endlich das Taubenproblem gelöst würde. Er habe schon lange auf die missliche Situation hingewiesen, doch nichts sei geschehen. Verhindert habe er die einige Tage zuvor geplante Reinigung nicht, nur darum gebeten, dass diese außerhalb der Unterrichtszeit durchgeführt werde. García fügte hinzu, es gäbe auch noch andere Missstände wie die abgelaufenen Feuerwehrschläuche und die nach 18 Monaten immer noch nicht asphaltierte Zufahrt.
Vecinos por el Puerto (VxP), Oppositionspartei im Rathaus von Puerto de la Cruz, bezeichnete das Geschehen für „unglaublich und bedauerlich“. Es sei kaum zu glauben, dass das Rathaus monatelang nichts unternommen habe und nun versuche, die eigene Schuld der Schuldirektion in die Schuhe zu schieben.
Nur einen Tag nach Beginn des Elternprotests und nachdem die Inselpresse ausführlich berichtet hatte, ging auf einmal alles ganz schnell. Ein vom Rathaus beauftragtes Unternehmen führte eine umfassende Reinigung des Daches und der Ablaufrinnen durch und die Überdachung des Innenhofes sowie weitere Arbeiten wurden eingeleitet.
Am 27. September nahm der Großteil der Schüler wieder am Unterricht teil, doch die Gewerkschaft CC.OO. bemängelte, die Reinigung sei nur unzureichend durchgeführt worden. Also machten sich viele Eltern am 28. September auf den Weg zum Rathaus von Puerto de la Cruz und stürmten den Plenarsaal, in dem gerade der Gemeinderat tagte. Ein überraschter Bürgermeister Marcos Brito unterbrach die Sitzung und versprach, für die Entfernung des „Taubenschlags“ zu sorgen und ein paar Tage später persönlich den Fortgang der Arbeiten in Augenschein zu nehmen.