Teneriffas Straßenbahn bewährt sich im Alltagsbetrieb

Kleine Unfälle ohne Folgen und optimistische Aussichten

Teneriffas neue Straßenbahn, die seit dem 2. Juni offiziell die Stadtzentren von Santa Cruz und La Laguna verbindet, muss sich derzeit im Alltag bewähren. Rund 170.000 Fahrgäste probierten das neue Verkehrsmittel allein an den ersten drei Tagen aus – die Fahrten waren da noch kostenlos.

 Seit 5. Juni kostet die einfache Fahrt 1,25 Euro (85 Cent mit Bono), eine Hin-und Rückfahrt schlägt mit 2,35 Euro zu Buche. Erwartungsgemäß gingen die Fahrgastzahlen dadurch merkbar zurück; am ersten „Zahltag“ wurden laut Betreiberfirma nur noch 20.813 Personen gezählt.

Im Schnitt erreichte die Straßenbahn in der ersten Woche eine Nutzerzahl von knapp 24.000 pro Tag. Dies liegt weit unter dem angestrebten Wert von 40.000 Personen, doch Inselregierung und Betreiberfirma bewerteten die Daten positiv und als „akzeptabel“. Nach einer ersten Eingewöhnungsphase wird ein Anstieg der Passagierzahlen erwartet – auch die Verdoppelung des Fahrtakts ab September von 10 auf 5 Minuten werde die Zahlen ansteigen lassen.

Vorsicht Tram!

Eine weit reichende Medienkampagne warnt unterdessen Fußgänger und Autofahrer vor den Gefahren, die mit dem neuen Verkehrsteilnehmer auf Schienen verbunden sind. Nachdem die ersten kleineren Unfälle bereits während der Testphase registriert worden waren, hatte die „tranvía“ gleich am ersten offiziellen Einsatztag ihren ersten Unfall. Ein BMW-Jeep, der in Santa Cruz beim Abbiegen die Vorfahrt missachtete, kollidierte mit der Bahn. Obwohl der Schreck groß war und es zu erheblichen Verkehrsbehinderungen in der Innenstadt kam, wurde bei dem Unfall niemand verletzt.

Schwarzfahren kostet 400 Euro

Mit Einführung der Straßenbahn werden erstmals auf Teneriffa auch Fahrkartenkontrolleure in den Bahnen unterwegs sein. Die Strafen dabei sind deftig. So bittet die Betreiberfirma diejenigen, die ohne gültigen Fahrschein unterwegs sind, mit 400 Euro zu Kasse. Wer allerdings innerhalb von fünf Tagen zahlt muss nur 40 Euro berappen. Neben dem Schwarzfahren sieht der Bußgeldkatalog insgesamt 14 Verstöße vor, die mit Bußgeld belegt werden können. Wer innerhalb einer Bahn bettelt oder Werbezettel verteilt kann somit ebenfalls mit 400 Euro bestraft werden.

Die Einführung des „tranvía“ hat auch gleich eine neue, besonders effektive Form der Protestkundgebung geschaffen. So haben Einwohner des Stadtteils Ofra, die wegen eines mutmaßlichen Übergriffs zweier Polizisten auf einen jungen Mann aufgebracht waren, am 8. Juni die Gleise der Straßenbahn und alle vier Fahrspuren der Avenida de los Príncipes mehrere Stunden lang blockiert. Ein Verkehrschaos für Auto- und Straßenbahnverkehr war die Folge.