Findelhund braucht neue Freunde
Es war am Nachmittag des 24. Dezember. Ein mittelgroßer, dunkellockiger Hund düst, sich hart rechts haltend, auf dem Beschleunigungsstreifen der Autobahnauffahrt Tacoronte entlang. Offenbar hat er vor, sich in den fließenden Verkehr Richtung El Sauzal einzufädeln.
Wir trauten unseren Augen kaum. Das überlebt er nicht, war der erste Gedanke, bei dem Verkehr. Der Seitenstreifen schien an dieser Stelle viel zu schmal, um einzugreifen. Und was, wenn wir ihn erschrecken und er erst recht auf die Fahrbahn läuft … Keine Zeit zum Nachdenken, wir haben es trotzdem versucht. Warnblinker an, rechts ran und nach dem ersten Schreck ließ sich der wuschelige Abenteurer tatsächlich auf den Arm und mit ins Auto nehmen.
Kurze Zeit später sitzt der kleine Racker auf der Rückbank, als ob das sein Stammplatz wäre. Durst hat er, ein wenig Hunger auch. Ein paar Hundekuchen aus dem Supermarkt, dann gehen wir zusammen auf Herrchensuche. Doch in dem Viertel, aus dem er gelaufen kam, kennt ihn niemand. Die wochenlange Suche durch Plakate, Tierheime und Internet bringt nichts.
Dabei ist der kleine Kerl keineswegs ein verwahrloster Streuner. Vermutlich vier oder fünf Jahre jung (Schulterhöhe 45 cm) zeigt er gute Manieren und große Aufmerksamkeit für seine neuen Menschen. Obwohl er quirlig und begeisterungsfähig ist, erweist er sich beim Spaziergang als ein ungewöhnlich rücksichtsvolles und intelligentes Tier, das nicht an der Leine zerrt und auf seinen Begleiter achtet. Besonders verblüffend ist sein Verhalten, wenn ein Durchgang eng wird. Im Hineingehen hält er inne, wägt ab, und wenn er zu dem Schluss kommt, dass sein Anhang zu ungeschickt ist, um durchzuschlüpfen, dreht er um. Im Haus ist er umgänglich und passt sich gern an die Gewohnheiten der Familie an. Allein bleibt er aber nicht so gern. Mit etwas Übung wird auch diese Hürde gemeistert.
Ausgeglichen und überhaupt nicht ängstlich, wie er ist, hatte dieser Hund offensichtlich eine sehr enge, liebevolle Beziehung zu seinem früheren Herrchen, in der man sich ohne Schimpfen und Strafen verstand. Dieser Mensch hat ihn sicherlich nicht ausgesetzt. Wahrscheinlicher ist, dass der kleine Kerl verwaist ist, und die Erben nicht wussten, was sie mit ihm anfangen sollten.
Bei seinen „Rettern“ kann der sterilisierte Rüde leider nicht bleiben. Deshalb muss ein Zuhause, ein neuer bester Freund, für ihn gefunden werden, der ihm wieder einen Namen gibt. Zu seinen Extras gehört eine eingebaute Ferien- betreuung, denn für einen Urlaub ist er in seiner jetzigen Bleibe immer willkommen.
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