Unterseeische Gasspeicherung wegen Erdbeben aufgegeben


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Geologen schreiben eine Reihe seismischer Ereignisse dem Castor-Projekt zu

Im Mittelmeer vor Castellón befindet sich auf der Höhe der Baleareninseln eine ehemalige Ölplattform. Schon seit mehreren Jahren wird an einem ehrgeizigen Projekt namens Castor gearbeitet, in den durch die Erdölförderung in 1750 Metern Tiefe entstandenen Hohlräumen in unmittelbarer Küstennähe Erdgas zu lagern und so eine stetige und kostengünstige Versorgung des Festlandes zu erreichen.

Madrid – Man rechnete damit, dort eine Menge einlagern zu können, die dem gesamten Gas-Bedarf Spaniens für 50 Tage entspricht.

Bis zu tausend Menschen arbeiteten an dem Projekt, das Ende 2013 in die Phase einer ersten Befüllung getreten ist. Daraufhin traten mehrere Hundert kleinerer, nicht fühlbarer Erdbeben auf, aber auch einige mit Stärken bis zu 4,3 auf der Richterskala, die das Gebiet um die Küstenstadt Vinaròs erschütterten. Die Geologen bringen diese eindeutig mit den Aktivitäten in der ehemaligen Erdölförderstätte in Verbindung, die daraufhin auf Anordnung der Regierung gestoppt werden mussten. Nun hat der Baukonzern ACS auf sein Nutzungsrecht für das unterirdische Gaslager, das eine Investition von 1,2 Milliarden Euro bedeutet, verzichtet.

Für die Geologen ist der Fall besonders interessant, weil die Stärke der durch die Einbringung des Gases ausgelösten seismischen Aktivitäten ungewöhnlich hoch war. Bisher wurde bei ähnlichen Projekten selten mehr als Stärke  drei gemessen. Während sich das Nationale Geografische Institut IGN und das Spanische Geologie- und Bergbauinstitut IGME einig darüber sind, dass die Beben durch die Aktivität des Castor-Projekts ausgelöst wurden, sehen sie sich nicht imstande, vorauszusagen, was geschehen kann, wenn die Arbeiten an dem Gaslager fortgesetzt würden. Dies hängt von der Beschaffenheit des Gesteins ab und davon, wie viel Spannung nach den bisherigen seismischen Entladungen noch darin verblieben ist.

Castor ist bisher weltweit das einzige Projekt seiner Art, das wegen der Erdbeben eingestellt werden musste. Aus Texas wurde vor wenigen Monaten ein Fall bekannt, bei dem durch die Einbringung von CO2-Gas Erdbeben ausgelöst wurden, die sogar noch stärker waren als die in Castellón. Die Injektion von Flüssigkeiten, normalerweise Wasser, in unterirdische Hohlräume hat jedoch schon zu deutlich heftigeren Erdbeben geführt. In Oklahoma wurde in diesem Zusammenhang im vergangenen Jahr eines der Stärke 5,7 registriert.




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