Tarifstreit der Fluglotsen durch Schiedsspruch beigelegt


Es gibt keine Sieger und keine Besiegten

Die Fluglotsen der staatlichen Betreibergesellschaft der Flughäfen AENA haben nach langjährigen Querelen endlich ihren kollektiven Tarifvertrag.

Madrid – Er kam durch den Schiedsspruch des ehemaligen Ministers Manuel Pimentel zustande und wurde inzwischen vom Gewerkschaftsverband USCA und dem Vertreter von AENA akzeptiert. Der 183 Seiten umfassende Vertrag wurde vor einigen Tagen von beiden Parteien unterzeichnet.

Die Gehälter der hoch bezahlten Fluglotsen, bei denen Spitzenbezüge von bis 334.000 Euro verdient wurden, liegen jetzt bei 200.000 Euro jährlich. Jedoch wurde die Arbeitszeit erheblich gesenkt und für 2011 und das Folgejahr auf 1.670 Stunden jährlich festgelegt. Hinzu kommen zwischen 25 und 40 Stunden für die Weiterbildung sowie 80 Stunden, die freiwillig geleistet werden können. Der Streit über die Arbeitsstunden war im vergangenen Herbst der Auslöser für einen wilden Streik, der zu einem unglaublichen Chaos im Flugverkehr führte.

Diese Lösung, so Pimentel sei unter dem Prinzip der Normalität entstanden. Die jährliche Arbeitszeit von 1.670 Stunden sei eine der höchsten in ganz Europa. Fast nirgendwo werde mehr als 1.500 Stunden gearbeitet. Man arbeite länger aber verdiene auch weitaus mehr als die anderen europäischen Berufskollegen. Um an den europäischen Durchschnitt heranzurücken werde die Arbeitszeit 2013, wenn der jetzt geschlossene Vertrag ausläuft, auf 1.595 Stunden jährlich gesenkt sowie zusätzlich zwanzig Stunden für Fortbildung.

Der Schiedsspruch des Ministers besagt außerdem, dass Fluglotsen, die am 5. Februar 2010, als die Regierung die Bezüge per Dekret senkte, bereits im Dienst waren, ihre derzeitigen Bezüge beibehalten, während neue Mitarbeiter proportional mit der Verringerung der Arbeitsstunden auch eine geringere Bezahlung erhalten. Mitarbeiter von über 57 Jahren, die nicht mehr aktiv sind, erhalten zukünftig maximal 70.000 Euro jährlich, statt der 170.000 Euro, die ihnen bisher zustanden.

Der neue Tarifvertrag sieht außerdem vor, dass neu zu besetzende Führungsposten von AENA nach objektiven Kriterien vergeben werden und nicht nach der Dauer der Betriebszugehörigkeit, wie es bislang der Fall war. Hier habe Pimentel tatsächlich eine salomonische Lösung gefunden, wurde allgemein festgestellt. „Es gibt keine Sieger und keine Besiegten“, freute sich der zuständigen Minister José Blanco.

Neue Streiks stehen ins Haus

Wer nun dachte, dass endlich Ruhe eingekehrt ist, der hat sich getäuscht, denn neue Streiks stehen ins Haus. Die Vertreter der Fluglotsen wehren sich gegen die Pläne der Regierung, AENA bzw. die Flughäfen teilweise zu privatisieren. Aus Protest haben sie Streiks zu Ostern und wenn nötig auch während der Sommerferien angekündigt.




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