Nicolas Sarkozy trat einen der beiden Sitze, die Frankreich bei dem Treffen zustanden, an Spanien ab
Fast bis zu letzten Minute blieb es spannend. Erst knapp eine Woche vor dem Weltfinanzgipfel am 15. November in Washington stand fest: Auch Spanien wird daran teilnehmen. Trotz extremer diplomatischer Bemühungen seitens der spanischen Regierung, sah es lange Zeit äußerst unwahrscheinlich aus, dass Spanien eine Einladung nach Washington erhält, obwohl es nicht zum ausgewählten Kreis der G-20-Staaten gehört.
Madrid – Letztendlich kam die erlösende Nachricht am 6. November, als bekannt wurde, dass Frankreichs Premier Nicolas Sarkozy einen der beiden Sitze, die seinem Land bei dem Treffen zustanden, an Ministerpräsident José Luis Rodríguez Zapatero abtritt. Sarkozy, der sich von Beginn an dafür einsetzte, dass Spanien als „achtgrößte Volkswirtschaft der Welt“ am Weltfinanzgipfel teilnehmen darf, machte dabei entschieden seinen Einfluss als derzeitiger EU-Ratspräsident geltend, um den scheidenden US-Präsidenten von der Notwendigkeit dieser Entscheidung zu überzeugen. „Es würde mir äußerst schwerfallen, eine Rechtfertigung dafür zu finden, dass die achtgrößte Wirtschaftsmacht nicht bei einem Treffen der 20 bedeutendsten Wirtschaften der Welt dabei ist“, argumentierte Sarkozy. In diesem Sinne habe er auch telefonisch mit Gastgeber George W. Bush gesprochen.
George W. Bush hatte auffallend lange zu dem Bestreben der spanischen Regierung, in Washington dabei zu sein, geschwiegen. Die Tatsache, dass Zapatero nach seinem Amtsantritt im März 2004 augenblicklich die spanischen Truppen aus dem Irak abzog, sorgte dafür, dass die bilateralen Beziehungen in den letzten Jahren extrem belastet waren.
Vonseiten der spanischen Regierung war im Hinblick auf die beharrlichen Bemühungen, eine Einladung nach Washington zu erhalten, wiederholt betont worden, das habe nichts damit zu tun, Ministerpräsident José Luis Rodríguez Zapatero die Möglichkeit zu geben, auf einem Foto mit den Repräsentanten der G-20-Staaten zu erscheinen. Vielmehr habe Spanien als inzwischen achtgrößte Volkswirtschaft der Welt und einem vergleichsweise gefestigten und gut regulierten Bankensystem einiges an Erfahrung und Wissen zu einem Treffen beizutragen, bei dem das Fundament für eine neue Weltfinanzordnung festgelegt werden soll. Die spanische Notenbank hatte beispielsweise bereits vor acht Jahren Sparkassen und Banken dazu verpflichtet, in wirtschaftlich guten Jahren Rücklagen für schwierigere Zeiten zu bilden, und sich damit viel Kritik eingehandelt.
Vor seinem Flug nach Washington setzte sich Ministerpräsident Zapatero mit Oppositionschef Mariano Rajoy, Gewerkschaftsführern und Vertretern der Arbeitgeberverbände zusammen, um sich Vorschläge und Anregungen zu holen, da er die Präsenz Spaniens auf dem Weltfinanzgipfel „als eine Staatsangelegenheit“ ansieht.
Für das meiste Aufsehen in Spanien sorgte letztendlich eine angesichts der aktuellen Weltlage eher unbedeutende Anekdote. Nachdem sich der scheidende US-Präsident George W. Bush nämlich jahrelang geweigert hatte, den spanischen Ministerpräsidenten zu empfangen, kam es knapp zwei Monate vor seinem endgültigen Auszug aus dem Weißen Haus nun doch noch zu einem gemeinsamen Foto.