Lorca – ein Jahr nach den schweren Erdbeben

Es hat sich kaum etwas getan

Am 11. Mai jährten sich zum ersten Mal die schweren Erdbeben in Lorca (im südspanischen Murcia), bei denen neun Menschen von herunterfallenden Gebäudeteilen erschlagen wurden.

Lorca – Tausende Bewohner durften wegen der Einsturzgefahr vieler Wohngebäude nicht in ihr Zuhause zurückkehren – zum größten Teil bis heute, denn in einem Jahr hat sich kaum etwas getan.

Zwar wurden die Trümmer längst beseitigt und einsturzgefährdete Wohnhäuser abgerissen, doch in den am stärksten betroffenen Stadtteilen werden die Straßen von leeren Parzellen und gestützten Gebäuden gesäumt. Kurz nach den Erdbeben hieß es, 7.500 Einwohner könnten kurz- oder langfristig nicht in ihre Häuser oder Wohnungen zurückkehren. Nach einem Jahr steht fest, dass immer noch 7.000 Menschen nicht nach Hause zurückkehren konnten, weil die Gebäude abgerissen (250) oder noch nicht instand gesetzt (160) wurden.

Man könnte meinen, dass sich innerhalb eines Jahres viel bewegt hätte. Doch nach Angaben der Gemeinde wurden nur drei Baugenehmigungen für große Wohnhäuser und 30 Baugenehmigungen für Einfamilienhäuser erteilt, mit deren Errichtung noch nicht einmal begonnen wurde. Nach Meldungen aus dem Rathaus wurden allerdings 1.800 Genehmigungen zur Reparatur beschädigter Gebäude erteilt, doch nach Angaben der Anwohner gestalte sich der Kampf mit den Versicherungen über die Kostenübernahme als „kafkaesk“. Darüber hinaus haben viele von ihnen noch keinen Cent vom Hilfsfonds gesehen. Da die Versicherungen immer öfter die Übernahme der Mietkosten für eine Ersatzwohnung verweigern, wächst die Zahl derer, die ihr früheres Zuhause in den baufälligen Gebäuden wieder einnehmen (müssen).

Bei den öffentlichen Gebäuden geht der Wiederaufbau – und damit die Rückkehr des öffentlichen Lebens zur Normalität – auch nicht viel schneller voran. Elf Grundschulen werden noch renoviert, zwei Gymnasien wurden abgerissen und noch nicht wieder hochgezogen. Ein altes Spital wurde zum Gesundheitszentrum umfunktioniert, bis Februar waren die Operationssäle des Krankenhauses Rafael Méndez geschlossen.

Nach den traumatisierenden Erlebnissen hat wohl auch der erschreckend langsame Wiederaufbau für Hoffnungslosigkeit unter den Einwohnern gesorgt. Viele sind für immer von Lorca weggezogen, die Einwohnerzahl hat drastisch abgenommen.

Mit der Folge, dass auch der Handel nicht wieder auf die Beine gekommen ist. Laut der örtlichen Handelsvereinigung haben nach den Erdbeben 700 Geschäfte dichtgemacht.

Damit nicht genug. Die schwere Beschädigung und Schließung vieler Sehenswürdigkeiten und Kulturstätten wie des Palastes Guevara, des Musikkonservatoriums, der Bibliothek Pilar Barnés oder des Theaters Guerra haben das kulturelle Leben und das Besucherinteresse praktisch zum Erliegen gebracht.