EU-Kommission will weniger Spanisch-Übersetzer


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Spanische Übersetzerabteilung der Kommission soll um 25% reduziert werden

Für allerhand Aufregung in Spanien sorgte Ende November die Nachricht, dass die Europäische Kommission im Rahmen einer Umstrukturierung ihres Übersetzerdienstes ausgerechnet bei der spanischen Sprache künftig deutliche Einsparungen vornehmen will.

Madrid/Brüssel – Im Klartext würde das eine Reduzierung um etwa 25% der derzeit für die Kommission tätigen Spanisch-Übersetzer bedeuten. Damit stünde das Spanische mit einem Mal in etwa auf dem Niveau einer so genannten Symbolsprache wie dem Maltesisch, das von weniger als 400.000 Menschen gesprochen wird. Spanien wird nämlich ab kommendem Jahr „nur“ 67 offizielle Übersetzer haben (derzeit sind es 92), während Malta, die am wenigsten gesprochene Sprache der insgesamt 20 EU-Amtssprachen, über 60 verfügen wird.

Dem Generaldirektor für Übersetzung in der EU-Kommission, Karl-Johan Lönnroth, zufolge liegt dies unter anderem in der Tatsache begründet, dass von den 44 Millionen Residenten in Spanien „ja nur 30 Millionen als Muttersprache Spanisch haben“.

Lönnroth scheine dabei nicht die letzte Eurobarometer-Umfrage zu kennen, so Kritiker. Derzufolge steht Spanisch nämlich an fünfter Stelle der meistgesprochenen Sprachen im EU-Gebiet, wobei sowohl diejenigen mitgezählt wurden, die das Spanische als Muttersprache, als auch die zahlreichen Personen (Immigranten und ausländische Residenten), die das Spanische als erste Fremdsprache haben. Ganz abgesehen davon ist das Spanische nach dem Englischen die Sprache, die die Europäer am meisten als Fremdsprache lernen und beherrschen.

Doch nicht nur die Generaldirektion für Übersetzung wird in diesem Zusammenhang mit Kritik bedacht. Auch die spanische Regierung muss sich rügen lassen. Nachdem man sich dort über ein Jahr so vehement und erfolgreich dafür eingesetzt habe zu erreichen, dass Spaniens regionale Sprachen Katalanisch und Baskisch von den europäischen Institutionen anerkannt werden, sei es nicht zu verstehen, dass nicht derselbe Einsatz zur Verteidigung der Sprache des „Cervantes“ zum Tragen gekommen ist.

Dass die spanische Regierung diesbezüglich jedoch keine direkte Schuld trifft, erfuhr man erst im Nachhinein. Denn kaum jemand und am allerwenigsten die direkt betroffenen Stellen selbst wussten bis Ende November von den Einsparungsplänen der EU-Generaldirektion für Übersetzung. So erfuhr beispielsweise die spanische Botschaft vor der EU erst während eines ungezwungenen Cocktails Ende November in Brüssel von dem Vorhaben.




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