Alle 14 Nationalparks sollen für Tourismus und Sport erschlossen werden
Madrid Bald schon könnten Paragliding, Bootsfahrten und ländlicher Tourismus in den bisher streng geschützten spanischen Nationalparks Realität werden. Die konservative Regierung arbeitet an einem Gesetzentwurf, der diese und andere, mit dem Naturschutz „kompatible“ touristische Aktivitäten zulassen soll.
Madrid – Umweltschützer sind höchst besorgt und warnen davor, die 14 Nationalparks Spaniens in Freizeitparks zu verwandeln. Das Umweltministerium dagegen versichert, die touristischen Aktivitäten mit dem Artenschutz in Einklang bringen zu wollen.
Zurzeit gibt es in den Nationalparks nur einen kleinen Besucherbereich, in dem die unterschiedlichen Lebensräume erklärt werden, ohne die Natur zu stören. Zunächst wurde im Umweltministerium die Idee geprüft, in den Parks nach afrikanischem Vorbild Geländewagentouren anzubieten. Dafür sind die spanischen Parks jedoch zu klein.
Die Regierung versucht mit dem Gesetz auch, das bisher in allen Parks geltende absolute Verbot sportlicher Betätigung aufzuweichen. Die Autonome Region Extremadura hat schon Interesse gezeigt und möchte den Fluss Tajo im Nationalpark Monfragüe für den Wassersport nutzen. Die Naturschützer von „Ecologistas en Accion“ und SEO Birdlife warnen jedoch, dass dadurch Arten wie Störche, Gänsegeier und Otter in ihrer Lebensweise gestört würden. Sie verweisen darauf, dass der Tajo viele weitere, von der Landschaft her ähnliche Abschnitte aufweise, die nicht im Herzen des Nationalparks liegen und für den Wassersport genutzt werden können. Ebenso störend würde sich Paragliding im Nationalpark Sierra de Guadarrama auswirken.
Selbst die Jagd ist für die Verfasser des Gesetzentwurfs kein Tabu – „da, wo sie nicht unvereinbar mit der Erhaltung der Ressourcen des Parks“ ist, wie es heißt.
Des Weiteren sollen die Eigentümer der unter dem Schutz des Parks zusammengefassten Ländereien die Gelegenheit bekommen, auf ihrem Land kommerzielle Aktivitäten im Bereich des ländlichen Tourismus und der öffentlichen Nutzung auszuüben und sich an der Pflege und Erhaltung des Parks zu beteiligen. Kritiker befürchten, dass so unter dem Deckmantel der Bestandskontrolle die Jagd wieder eingeführt werden könnte.
Dieser erste Gesetzentwurf muss noch einige Hürden nehmen. Er muss im Ministerrat verlesen, und die Einwände der Autonomen Regionen müssen gehört werden. Andalusien, wo die sozialische PSOE regiert, hat den Gesetzesvorschlag schon zurückgewiesen. Man befürchtet dort eine neuerliche Zentralisierung der Parkverwaltungen durch die Hintertür.