Arbeitslosenquote soll weiterhin katastrophale Ausmaße haben
Spaniens Wirtschaft wird stärker wachsen als erwartet, während der Arbeitsmarkt weiterhin kaum in die Gänge kommt. Zu diesem Schluss kommen die EU-Experten in einem kürzlich von der EU-Kommission präsentierten Bericht.
Für dieses Jahr wird Spanien ein Wirtschaftswachstum von 2,3% des Bruttoinlandsproduktes (BIP) prophezeit. Noch im Herbst sprach man in Brüssel von maximal 1,7% des BIP, woraufhin die spanische Regierung der EU mangelnden Optimismus vorwarf. Was hat die Experten nun zu dieser europaweit größten Korrektur nach oben bewogen? In dem entsprechenden Bericht der EU-Kommission steht, die wachsende Binnennachfrage, die wieder auflebenden Finanzierungsmöglichkeiten und der Einbruch des Ölpreises würden der spanischen Wirtschaft aus der Krise helfen. Auf der anderen Seite soll der Export zurückgehen und weniger als zuvor zum Wachstum beitragen.
Die Korrektur nach oben dürfte insbesondere die spanische Regierung freuen, schließlich führen gute Prognosen zu weniger Ratschlägen und Richtlinien aus Brüssel, also zu geringerer Einmischung in die Innenpolitik.
Hervorzuheben ist, dass die EU-Experten mittlerweile mehr Optimismus zeigen als der Internationale Währungsfonds und sogar die spanische Regierung, die das Wachstum auf rund 2% schätzten. Für den kompletten EU-Raum wird in diesem Jahr sogar nur mit einem Wachstum von 1,3% gerechnet.
Bei der Arbeitslosigkeit dagegen sieht auch Brüssel weiterhin kein Licht am Ende des Tunnels. Die Arbeitslosenquote soll zwar aufgrund der Kürzung der Lohnkosten sinken, jedoch weiterhin katastrophale Ausmaße von 22,5% (2015) und 20,5% (2016) beibehalten. Die mittlerweile höchste Lohnkostenkürzung in ganz Europa könnte Spaniens Wettbewerbsfähigkeit im Ausland stärken. Trotz allem sollte es nicht der Export sondern die Binnennachfrage sein, welche das Land aus der Krise holt.
Auch hinsichtlich der Einhaltung des Defizitlimits zeigten sich die EU-Experten weniger zuversichtlich als beim Wirtschaftswachstum. Nachdem Spanien im vergangenen Jahr die Vorgaben erfüllt hat, rechnet Brüssel sowohl 2015 als auch 2016 mit einer zu hohen Neuverschuldung. Dieses Jahr wird aufgrund der Steuerreform und der anstehenden Wahlen mit einem Defizit von 4,5% des BIP abschließen – vorgegeben sind 4,2%, das folgende Jahr mit einem Defizit von 3,7% des BIP – vorgegeben sind 2,8%.
Beispielhaft
Als EU-Kommissionsvizepräsident Valdis Dombrovskis und Kommissar Pierre Moscovici den entsprechenden Bericht vorstellten, nannten sie die spanische Regierung und ihre Reformen beispielhaft für die Regierungen anderer Länder. „Nach drei Jahren Rezession begann die spanische Wirtschaft 2014 zu wachsen. Der Trend scheint sich nun dank der Verbesserung auf dem Arbeitsmarkt und der Finanzierungsbedingungen, dem wachsenden Vertrauen und dem sinkenden Ölpreis zu festigen,“ heißt es in dem Bericht. Doch auch die Risiken werden aufgeführt, und zwar insbesondere auf die hohe öffentliche und private Verschuldung hingewiesen.