Besserer Schutz für ausländische Opfer häuslicher Gewalt geplant


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43% der Opfer haben Migrationshintergrund

Illegal in Spanien lebende Ausländerinnen, die Opfer häuslicher Gewalt sind, werden in absehbarer Zeit Anzeige gegen ihre Peiniger erstatten können, ohne Angst haben zu müssen, dass sie anschließend ausgewiesen werden, weil sie keine Aufenthalts- oder Arbeitsgenehmigung haben.

Madrid – Das jedenfalls sieht ein Entwurf zur Änderung des Ausländergesetzes vor, an dem derzeit vier Ministerien arbeiten, um den immer häufiger werdenden Fällen häuslicher Gewalt in Immigranten-Familien Herr zu werden.

Es ist bekannt, dass viele Opfer ihre Täter nicht anzeigen, aus Angst ausgewiesen zu werden, oder weil sie, beispielsweise im Fall von Familienzusammenführung, von den Papieren ihrer Peiniger abhängen. All diese Hindernisse sollen durch die geplanten Änderungen aus dem Weg ge­räumt werden. Umfangreiche Informationskampagnen in den Medien sowie mehrsprachige Broschüren, die unter anderem in den Botschaften und Konsulaten ausliegen werden, sollen dazu beitragen, dass die betroffenen Frauen auch über ihre Rechte und Möglichkeiten Kenntnis erhalten.

Etwa 11,3% der Bevölkerung in Spanien sind Ausländer. Im Vergleich dazu ist die Anzahl an Fällen häuslicher Gewalt und an Tätern bei Ausländern erschreckend hoch. 43% der Frauen, die bis Oktober dieses Jahres durch häusliche Gewalt ums Leben kamen, waren Ausländerinnen. 2004 lag der Anteil noch bei 20,8%. Nach offiziellen Untersuchungen geben 12,1% der in Spanien lebenden Ausländerinnen zu, bereits mindestens ein Mal in ihrem Leben Opfer häuslicher Gewalt geworden zu sein. Bei den Spanierinnen liegt dieser Anteil bei 6,3%. 4,8% der Ausländerinnen geben weiter an, in diesem Jahr misshandelt worden zu sein, was in konkreten Zahlen 96.000 Frauen bedeutet.

Als mögliche Ursachen für die weite Verbreitung häuslicher Gewalt in Familien mit Migrationshintergrund werden unter anderem familiäre Schutzlosigkeit, die Entfernung zu Heimat und Freunden sowie die in vielen Herkunftsländern immer noch weit verbreitete Kultur des Machismus angesehen.




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