Schöne Bescherung bei Air Madrid

Das Aus der Billigfluglinie lässt 130.000 Passagiere zur Weihnachtszeit im Stich

Die wegen ihrer großen Verspätungen berüchtigte spanische Billigfluglinie hat am 15. Dezember ihren Betrieb mit sofortiger Wirkung eingestellt. Seit Monaten sorgte die vor allem auf Flüge nach Lateinamerika spezialisierte Airline fast täglich für Schlagzeilen, weil Passagiere wegen der angehäuften Verspätungen tage- und nächtelang auf Flughäfen ausharren mussten.

Madrid – Angesichts der massiven Beschwerden hatte Mitte November das spanische Verkehrsministerium die Airline aufgefordert, ihre Flugpläne einzuhalten. Nachdem die Verspätungen weiter anhielten und mehrmals Flüge wegen Sicherheitsmängeln an Flugzeugen gestrichen werden mussten, wurde am 13. Dezember der Lizenzentzug angedroht und ein Ultimatum von 48 Stunden eingeräumt.

Die Gesellschaft entschied sich daraufhin kurzerhand für das „Harakiri“ und stellte den Flugbetrieb mit sofortiger Wirkung ein. Bis zu 130.000 Passagiere stehen nun zur Weihnachtszeit mit einem wertlosen Rückflugticket da – zehntausende können ihre für die Weihnachtstage gebuchten Flüge erst gar nicht antreten. Betroffen sind überwiegend südamerikanische und rumänische Zuwanderer, die mit den günstigen Tarifen der Airline gelockt wurden. Auch auf den Kanaren sind rund 2.000 Passagiere betroffen. Der Flughafen von Los Rodeos war Zwischenstopp vieler Maschinen von Air Madrid auf dem Weg über den Atlantik. Die 13 für Dezember vorgesehenen Flüge fallen nun aus.

Die Regierung hat umgehend ein Notprogramm gestartet, um die Sitzengebliebenen an ihren Ausgangsort zurückzuholen. Ein eilig gecharterter Jumbo startete noch am selben Tag mit 470 Passagieren nach Buenos Aires. Die Iberia flog 148 Passagiere von Santiago de Chile nach Madrid. Mit weiteren fünf Flugzeugen wird  versucht, die Situation noch vor Weihnachten unter Kontrolle zu bringen. Bevorzugt werden dabei diejenigen Passagiere befördert, die noch ein Rückflugticket in die Heimat haben. Auch bei Familien mit Kindern oder Kranken wird eine schnelle Lösung gesucht. Rund 6,5 Millionen Euro stellt die Regierung vorerst  zur Verfügung. Behördensprecher machten jedoch darauf aufmerksam, daß dies aus rein humanitären Gründen geschehe und seitens der Regierung keinerlei Verpflichtung dafür bestehe.

Air Madrid weist unterdessen jegliche Schuld von sich und macht einzig und allein die Behörde verantwortlich für ihre Krise. Das Ministerium habe ihr Image beschädigt, indem es schon während des schwebenden Verfahrens vor einer Buchung bei Air Madrid gewarnt habe. Die dadurch ausgelöste Beunruhigung und der massive Rückgang im Ticketverkauf habe die Gesellschaft zu diesem Schritt gezwungen.

Auch das Schicksal der rund 1.300 Angestellten von Air Madrid ist ungewiss und kann wohl erst vor Gericht geklärt werden. Beide Seiten, Fluggesellschaft und Ministerium, haben angekündigt, gerichtliche Schritte zu unternehmen.

Die kurze Geschichte von Air Madrid ist gespickt mit Krisen und Konflikten. Erst 2004 wurde sie als erste spanische Billigfluglinie gegründet und setzte im Gegensatz zu anderen Low Cost-Fliegern auf Transatlantikflüge. Besonders unter den lateinamerikanischen Zuwanderern in Spanien fanden sie dankbare Abnehmer für die Billigtickets in die frühere Heimat.

Doch eine Krise jagte die andere. Erst boikottierten die Reisegroßhändler die Airline, weil sie Angst um Marktanteile ihrer eigenen Gesellschaften hatten, dann gab es Streitigkeiten unter den Aktionären, die unterschiedliche Ansichten über die Marktausrichtung ihrer Firma hatten.

Schon sechs Monate nach Gründung stand die Airline wieder vor dem Aus. José Luis Carillo, Besitzer einer Hotelkette auf den Balearen und Kanaren sollte die Gesellschaft retten, doch auch eine Kapitalerhöhung, der Kauf von neuen Flugzeugen und die Einführung neuer Routen brachte keinen Erfolg. Dem überforderten Management gelang es nicht, einen zuverlässigen Geschäftsbetrieb aufzubauen. Verspätungen von bis zu drei Tagen, Notlandungen und Flugstreichungen waren an der Tagesordnung. An den Flughäfen von Madrid, Barcelona und in den Zielgebieten warteten zeitweise bis zu 1.200 Passagiere auf ihren Abflug. Ein Eingreifen durch die Regierung war nicht mehr abzuwenden.

Das eigentlich erfolgsversprechende Geschäftsmodell, billige Flüge in Länder wie Argentinien, Ecuador oder Kolumbien, sucht nach einem neuen, zuverlässigeren Piloten.