Sachunterricht einmal anders

Hundebesuch in der Deutschen Schule Puerto de la Cruz

„Was ist das? Ein Hund. Gut!“ Und schon waren die Zweitklässler der Deutschen Schule am 7. Februar 2007 mitten im Thema. Im Klassenraum saß „Balu“, nicht etwa der Bär aus dem Dschungelbuch, sondern ein reinrassiger Wäller, ein Hütehund mit französisch-australischer Abstammung.

Seine Besitzerin, Karin Kieckbusch, hatte sich für die Kinder einen Anschauungsunterricht der ganz besonderen Art ausgedacht, der unter dem Motto „Was ist ein Hund?“ stand. Er sollte den Kindern neue, informative, aber auch spektakuläre Eindrücke gewährleisten.

Dieser Schulbesuch war der ambitionierten Hundeliebhaberin ein sehr persönliches Anliegen. Wie oft hatte die Deutsche, die seit Mai 2006 auf der Insel lebt, beobachtet, wie Hunde – oft aus Unwissenheit –  falsch gehalten, behandelt oder sogar gequält wurden. Wie Kinder sich aus Angst in Gefahrensituationen brachten, weil sie den Umgang mit Hunden nie gelernt hatten. Hier wollte sie Abhilfe schaffen und Aufklärungsarbeit leisten, kann sie doch als Hundezüchterin, -halterin, -trainerin und  -sportlerin aus ihrem langjährigen Erfahrungsschatz schöpfen.

Balu erwies sich an diesem Vormittag als geduldiges Demonstrationsobjekt, der die Herzen der Kinder im Sturm eroberte. Er ließ sie schnell vergessen, dass der Hund eigentlich ein Raubtier ist und vom Wolf abstammt. Stattdessen durften die Zweitklässler ihn bürsten und kämmen, ihm die Augen und Ohren säubern und sogar die Zähne putzen. Unter fachmännischer Aufsicht, versteht sich, denn bei dem Anblick der 42 Zähne eines 38 kg schweren Hundes verloren doch einige kleine Helfer den Mut.

Neben der „Hundepflege“ wurden aber auch andere Themen mit Interesse behandelt. So lernten die Kinder die verschiedenen Rassen kennen, wie Jagdhunde, Hofhunde, Hüte- und Treibhunde, Begleit- und Gesellschaftshunde und wie Aussehen und Verhalten dieser Rassen variieren. Intensiv wurde auch über die Fragen bei der Anschaffung eines Hundes bzw. seiner artgerechten Haltung diskutiert: Ist genug Zeit und Platz vorhanden? Was kostet ein Hund? Wo bleibt er im Urlaub? Haus oder Zwinger? Kümmert sich die ganze Familie um ihn?  So manch einer kam in dem Augenblick zu dem Entschluss, dass das eigene Kinderzimmer definitiv zu klein sei, um einen Hund darin zu halten.

Erstaunte Gesichter gab es darüber, dass Hunde auch einen Pass haben, in dem u.a. die jährlichen Impfungen gegen diverse Krankheiten vermerkt sind: den sogenannten Heimtierausweis, der den EU-Richtlinien entsprechen muss.

Erstaunlich ähnlich wie bei uns Menschen sieht auch der Speiseplan eines Hundes aus: Fleisch, Getreide, Gemüse, Pflanzen und Obst – als Frisch- oder Fertigfutter. Allerdings ist die bei den Kindern heißgeliebte Schokolade für Hunde „Gift“, stattdessen gibt es gesunde Hundeleckerli.  Damit wurde Balu dann auch ausgiebig belohnt – nachdem er die von den Kindern gestellten Aufgaben erfolgreich erledigt hatte.

So tanzte er, robbte über den Boden, „schämte“ sich, gab den kleinen Damen einen Handkuss, turnte und gab die Pfote, und bedankte sich bei seinen neuen Freunden schwanzwedelnd für jedes Leckerli.

Zum Abschluss seines Besuches gab er eine kleine Vorführung dessen, was man heute unter Hundesport versteht.  Neidischen Blickes verfolgten die Kinder, wie Balu   die Frisbeescheibe beherrscht. Sie stellten ihn erneut auf die Probe und ließen ihn durch Ringe springen, was er spielend schafft.

Die Zeit verging wie im Fluge, Karin hätte noch viel zu erzählen gehabt, Balu hätte noch viel zeigen können und die Kinder, die mittlerweile aus allen Klassen dazu gekommen waren, hätten neugierig weiter gelauscht und geschaut. Aber der Besuch sollte enden, und so nahmen die Kleinen etwas wehmütig Abschied von Balu. Der versprach, gerne wiederzukommen, und hinterließ in Frauchens Namen noch einige Botschaften über den Umgang mit dem Hund – für Groß und Klein:

• Begegne jedem Hund vorsichtig, denn jeder hat andere Eigenarten

• Fasse einen angebunden Hund nicht einfach an, denn du kennst ihn nicht

• Frage immer erst den Besitzer, ob er es erlaubt, bevor du den Hund streichelst oder mit ihm spielst

• Vermeide beim Spiel mit dem Hund, den Zähnen zu nahe zu kommen

•  Wenn du mit einem Hund spielst, dann sollte immer ein Erwachsener in der Nähe sein

• Laufe nie vor einem Hund davon, bleibe immer stehen (er ist sowieso schneller)

• Versuche nie, sich raufende Hunde zu trennen, hole Hilfe bei Erwachsenen

• Schau dem Hund nicht starr in die Augen (Bedrohung)

• Vermeide alles, was ein Hund als Bedrohung auffassen könnte

• Störe keinen Hund beim Fressen (er verteidigt seine Beute)

• Zieh den Hund nicht am Schwanz oder tritt ihn nicht an anderen Körperteilen (es tut ihm weh und er könnte aus Schmerz zuschnappen)

Das Foto stammt übrigens von Wolfgang Kieckbusch, der den Schulbesuch seiner Frau in Bildern festhielt und sich doch auch das ein oder andere Mal über die Geduld seines Hundes wunderte…

Vielen Dank den beiden für diesen interessanten, gelungenen Sachkundebeitrag, auch im Namen der Klassenlehrerin Loredana Siriu!

Christina Walter

Santa Ursula