Plötzlich Sommer

Während die staatl. Wetteragentur von „einem der feuchtesten Winter der letzten 20 bis 30 Jahre spricht“, treibt die „Calima“ Menschen an die Strände

Nach den anhaltenden kühlen Temperaturen lechzten Canarios, Überwinterer und Urlauber gleichermaßen nach Sonne und Wärme. Doch dass noch vor Mitte März der Sommer und nicht der Frühling den Winter ablösen würde, darauf war man nicht gefasst.

„Schuld“ an dem plötzlichen und extremen Temperaturanstieg, der an den Stränden für Bilder wie im Sommer sorgte, war wieder einmal das Phänomen „Calima“, das eine von hohen Temperaturen, extrem niedriger Luftfeuchtigkeit und mit Staub verunreinigter Luft gekennzeichnete Wetterlage bezeichnet.

In Las Palmas kletterte das Thermometer auf 25 Grad, in Santa Cruz wurden 26 Grad gemessen. Bei Redaktionsschluss lautete die Vorhersage, dass sich die „Calima“ im Laufe der Woche von den Inseln verabschieden würde.

Unterdessen hat die staatliche Wetteragentur Aemet mitgeteilt, dass die Kanarischen Inseln eine der kältesten und niederschlagsreichsten Herbst-Winter-Saisons der letzten fünfzehn Jahre erlebt haben. Die Zahl der Unwetterwarnungen bestätigt diese Aussage, denn seit November letzten Jahres hat es 27 Warnungen gegeben – 13 der Warnstufe gelb, fünf der gehobenen Warnstufe orange und neun wegen starken Seegangs. Bei fast allen dieser Wetterphänomene waren heftige Niederschläge angesagt. Nach Jahren mit milden Wintertemperaturen und geringen Niederschlagsmengen, kehrt das Wetter auf den Kanaren in diesem Winter scheinbar zu dem zurück, was früher einmal üblich war.

Der Monat mit der größten Zahl an Unwetterwarnungen war der Dezember 2008. In 13 Fällen wurde die Bevölkerung in Alarmbereitschaft versetzt, weil Sturm, Regen oder starker Seegang erwartet wurden. Im Januar 2009 gab es neun Warnungen und der Atlantik zeigte sich von einer besonders rauen Seite mit Wellen von bis zu sechs Metern – Bilder, die man seit Jahren nicht mehr gesehen hatte.

„Seit Karneval beobachten wir auf dem Archipel ein zwar häufiges aber dennoch sonderbares Phänomen. In den Niederungen werden eine Hochdrucklage und der charakteris­tische Passatwind verzeichnet, während in den Höhenlagen Tiefdruck für Stürme, heftige Niederschläge und sogar Schnee sorgte“, sagte der Leiter des Aemet in der Provinz Teneriffa, Víctor Quintero. „Wenn wir die in einigen Monaten dieses Herbstes und Winters gesammelten Daten zugrundelegen, können wir behaupten, dass wir einen feuchteren Winter erlebt haben als wir es in den letzten zwanzig oder dreißig Jahren gewohnt waren“, setzte er hinzu. Vielleicht ist deshalb in diesem Winter in den Bergen Teneriffas, La Palmas und Gran Canarias so oft und so viel Schnee gefallen wie schon lange nicht mehr. Auf Gran Canaria fiel die Schneefallgrenze erstmals seit über zehn Jahren auf 1.800 Meter, so dass die Straßen in die Berge mehrere Tage lange gesperrt blieben.

Auf Teneriffa wurden nach den letzten Schneefällen am 3. März alle drei Zufahrten zum Teide-Nationalpark – über La Orotava, La Esperanza und Arafo – wegen Eisglätte und Schnee gesperrt.