Über 2000 geladene Gäste, darunter viel Prominenz aus Gesellschaft und Politik, kamen zur Premiere der neuen Attraktion des Tierparks
Seit dem 17. Februar 2006 ist Teneriffa um eine Attraktion reicher. Mit Pauken und Trompeten wurde im Loro Parque in Puerto de la Cruz die offizielle Einweihung der Killerwalshow „Orca Ocean“ gefeiert, zu der die Parkdirektion über 2000 Gäste gebeten hatte.
Vier Killerwale aus den berühmten SeaWorld-Parks der USA hat Unternehmer Wolfgang Kiessling nach Teneriffa geholt, um in seinem Loro Parque eine neue, sensationelle Show zu zeigen, die allerdings nur ein Teil des Loro Parque-Killerwal-Programms ist. Das Projekt zeichnet sich durch klare didaktische, umwelterzieherische Absichten aus, und der Aufenthalt der Schwertwale wird auch Forschungszwecken dienen.
Schon am Valentinstag, dem 14. Februar erregte der Transport der Orcas vom Flughafen Los Rodeos, wo sie an Bord einer Boeing 747 gelandet waren, Aufsehen. Auf Tiefladern wurden die großen Container in den Loro Parque gebracht. Der Transport war minutiös geplant und von erfahrenen SeaWorld-Mitarbeitern begleitet worden und klappte perfekt. Und so stand auch der feierlichen Einweihung am 17. Februar nichts mehr im Wege.
Gegen 16 Uhr trafen die ersten Gäste ein und füllten nach und nach fast gänzlich die insgesamt 3000 Zuschauerplätze des „Orca Ocean“. Die Killerwale schwammen derweil munter im Showbecken umher und beäugten zur Freude der Fotografen mit Neugier durch die Glasscheiben die vielen Menschen.
Ein Moderator, der durch die Veranstaltung führte, stellte die Redner vor, allen voran Teneriffas Bischof Bernardo Álvarez, der nach einer kurzen Ansprache die Anlage sowie die Tiere segnete. Im Anschluss beschrieb Loro Parque-Generaldirektor Wolfgang Kiessling sein neuestes Projekt. Dabei wies er auf die Tatsache hin, dass alle vier Orcas bereits in dritter Generation in Gefangenschaft geboren wurden, und dass Loro Parque – immer in enger Zusammenarbeit mit SeaWorld – keine Mühe gescheut hat, um diesen Tieren das bestmögliche Zuhause zu bieten. „Ich könnte nicht ruhig schlafen, wenn ich wüsste, dass es nur einem Tier in meiner Obhut schlecht geht“, beteuerte Kiessling.
Desweiteren betonte Kiessling in seiner Ansprache die Bedeutung des Umwelt- und Tierschutzes, wobei er die Wichtigkeit zoologischer Gärten „in einer Zeit, in der 80% der Bevölkerung in Städten lebt und keinen Kontakt zu Tieren hat“, hervorhob.
Fünfzig neue Arbeitsplätze (Tierpfleger, Tierärzte, Trainer, etc.) wurden durch „Orca Ocean“ im Loro Parque geschaffen, was natürlich auch die Politiker begeistert, die in ihren Reden voll des Lobes waren. Der kanarische Regierungschef Adán Martín bezeichnete den Loro Parque als eines der Wahrzeichen Teneriffas und sagte über Ehrenbürger Kiessling: „… ein in Deutschland geborener Tinerfeño, der durch sein menschliches, wirtschaftliches und ökologisches Werk einen Platz in der Geschichte unseres Volkes reserviert hat.“
Auf die Rede des Regierungschefs folgte eine Ansprache des Präsidenten der SeaWorld Inc. und Verwaltungsratschef der großen amerikanischen Brauerei Anheuser-Busch, Mr. August Busch III, der extra zur Einweihung aus den USA angereist war. Busch betonte die enge Freundschaft mit dem Hause Kiessling, seit Ende der 90er Jahre erste Kontakte geknüpft wurden, um Pinguine für „Planet Penguin“ aus SeaWorld nach Teneriffa zu bringen. Diese Zusammenarbeit und die Begeisterung Buschs nach einem Besuch des Loro Parque für die herrliche Anlage in Puerto de la Cruz führten zu der Idee einer Killerwalshow, die nun Wirklichkeit wurde. Wissend bemerkte August Busch: „Wenn Kiessling sich etwas vornimmt, gibt es keine Hürde, die ihm den Weg zum Ziel versperren könnte.“
So beschrieb er, dass im Zuge des Orca-Projektes bereits im April letzten Jahres Killerwale aus den SeaWorld-Parks in San Diego und Orlando nach San Antonio gebracht wurden, wo sie Artgenossen und ein Loro Parque-Team erwarteten. Acht Trainer, die bislang für die Betreuung von Delfinen zuständig waren, wurden in den USA über 18 Monate zu Experten und Trainern für Killerwale ausgebildet. Heute arbeiten sie Hand in Hand mit den erfahrenen US-Coachs. Mindestens ein SeaWorld-Trainer wird zur ständigen Unterstützung im Loro Parque bleiben.
Im Anschluss an die Rede von August Busch gratulierten Puertos Bürgermeister Marcos Brito und Cabildo-Präsident Ricardo Melchior – wegen akuter Heiserkeit vertreten durch seinen Vize José Manuel Bermúdez – mit vielen weiteren lobenden Worten.
Und dann war es endlich soweit. Das Publikum fieberte schon dem spannenden Moment entgegen, als die Orcas erstmals ihre Kunststücke vorführten. Die Gäste der Einweihungsfeier kamen in den Genuss einer Kostprobe der Killerwalshow, die ab Mitte März das Loro Parque-Publikum begeistern wird. Bis dahin muss den Tieren noch ein angemessener Zeitraum für die gute Eingewöhnung und das Training im neuen Zuhause gewährt werden.
Eine neue Superlative
Laut Loro Parque-Generaldirektor Wolfgang Kiessling wurde die Anlage streng nach SeaWorld-Standards gebaut und die amerikanischen Partner schon bei der Planung miteinbezogen. „Orca Ocean“ zählt mit einer Kapazität von 22 Millionen Litern kontinuierlich gereinigten und gekühlten Meerwassers, das in einer Tiefe von 65 Metern direkt dem Atlantischen Ozean entnommen wird, zu den größten Anlagen dieser Art, die jemals gebaut wurden. Nur zum Vergleich: Europas größtes Delfinarium im Loro Parque fasst 7 Millionen Liter Meerwasser.
In „Orca Ocean“ werden mittels einer Filteranlage unglaubliche sechs Millionen Liter Meerwasser pro Stunde gereinigt. Die Wassertemperatur wird für die an kalte Gewässer gewohnten Schwertwale permanent auf angenehmen 13°C gehalten.
Die drei zusammenhängenden Becken, die zwischen acht und zwölf Meter tief und 120 Meter lang sind, setzen laut Loro Parque-Chef Kiessling weltweit neue Maßstäbe.
Die außergewöhnliche Dachkonstruktion von 4000 qm hat den Vorteil, dass nicht nur die bis zu 3000 Zuschauer, die auf der großen Tribüne Platz finden, vor Sonne und Regen geschützt, sondern auch die Tiere vor schädlichen Sonnenstrahlen bewahrt und der Energieaufwand für die Wasserkühlung verringert werden.
Der Meeresräuber Orcinus Orca
Orcas sind die größte Art der Delfinfamilie. Männchen können bis zu 10 m lang und 10 Tonnen schwer werden. Weibchen werden 5,8 m lang und nur 3,6 Tonnen schwer. Sie sind überwiegend schwarz gefärbt und haben weiße Flecken über den Augen, unterhalb des Kiefers und auf dem Bauch. Die Rückenflosse, die bei jedem Tier einzigartig ist, ermöglicht es Wissenschaftlern, die Tiere zu unterscheiden.
Männliche Orcas sind mit zehn Jahren geschlechtsreif, Weibchen mit sechs. Die Tragezeit beträgt durchschnittlich 17 Monate, wobei Orcas normalerweise alle vier bis fünf Jahre Nachwuchs bekommen. Zehn Sekunden nach der Geburt schwimmt das Junge mit Hilfe seiner Mutter an die Oberfläche, um seinen ersten Atemzug zu tun. Orcas können bis zu 15 Minuten tauchen.
Sie verständigen sich durch Pfeif- und Schnalztöne. Jede Orca-Familie hat ihre eigene Sprache, und so erkennen sich die Angehörigen über weite Entfernungen.
Schwertwale werden als besonders intelligente Jäger der Ozeane angesehen. Ihr Jagdverhalten wirkt auf den Menschen oftmals brutal. In Südamerika beispielsweise werfen sich die Orcas bei der Robbenjagd auf den Strand und schaffen es danach wieder zurück ins Meer. In Herden greifen Schwertwale sogar ihre großen Verwandten, die Blauwale an. Auch Haie werden von den Orcas nicht verschont. Den Namen Killerwal oder Mörderwal tragen die Schwertwale jedoch eher zu Unrecht. Verschiedenen Filmen zum Trotz gibt es keine Berichte über Angriffe auf Menschen.
„Wir sind begeistert über unsere Zusammenarbeit mit SeaWorld“, sagt Wolfgang Kiessling, „und freuen uns, diese wunderbaren Tiere auf den Kanarischen Inseln präsentieren zu können. Unsere beiden Parks sind darum bemüht, Besuchern die faszinierendsten Tiere – unter höchsten Standards in Haltung und Training – nahe zu bringen“.