Spanische Wissenschaftler entdecken den Sinn von Umwegen auf der Migrationsroute der Sturmvögel
Spanische Wissenschaftler haben das Rätsel um die Migrationsroute der Sturmvögel gelöst. Die Sturmtaucher, die über die Kanarischen Inseln nach Südafrika ziehen, gaben wegen ihrer scheinbar umständlichen Route lange Rätsel auf.
Warum nur ziehen die Vögel von den Kanaren aus nicht an der westafrikanischen Küste entlang nach Südafrika, sondern fliegen einen Umweg quer über den Atlantik bis an die brasilianische Küste und von dort aus wieder über den Atlantik zurück nach Südafrika?
Die Forscher der Universität Extremadura, des Real Jardín Botánico-CSIC und der Universität Barcelona sind dem Geheimnis auf die Spur gekommen. Die Langstreckenzieher fliegen auf den sogenannten „Autobahnen des Windes“, von denen ihre Routen abhängen. Schon 2004 machten die spanischen Wissenschaftler mit ihrer Entdeckung Schlagzeilen, dass der Wind für die geographische Verbreitung der Arten mitverantwortlich ist. Die Autoren dieser Studie, Ángel Felicísimo (Universität Extremadura) und Jesús Muñóz (Real Jardín Botánico-CSIC) haben für eine neue wissenschaftliche Arbeit den Ornithologen Jacob González-Solís (Universität Barcelona) mit an Bord genommen. „Wir wollten die Autobahnen des Windes näher kennenlernen, aber es ist technisch unmöglich, Spuren zu verfolgen“, sagt Jesús Muñóz. Deshalb konzentrierten sich die Forscher auf das Verhalten der Gelbschnabel-Sturmtaucher (Spanisch: Pardela Cenicienta), die wahre Experten im Marathonfliegen sind. Diese Zugvögel mit einem Gewicht von etwa 800 Gramm reisen jedes Jahr von ihren Brutgebieten im nördlichen Atlantik bis nach Südafrika – insgesamt 11 000 Kilometer. Dabei bauen sie in ihre Strecke einen sonderbaren Umweg ein, der 3000 zusätzliche Kilometer ausmacht. Da die Sturmtaucher sozusagen auf dem Wind surfen, den die Wellen vor sich her schieben, schienen sie für das wissenschaftliche Experiment ideal. Per Satellit wurden Aufnahmen über die Windverhältnisse untersucht und einige Sturmtaucher mit Mini-Ortungssendern versehen, bevor sie ihre Reise in Richtung Süden antraten.
Auf diese Weise entdeckten die Wissenschaftler das Geheimnis der Migrationsroute der Zugvögel. Die Sturmtaucher wählen nämlich ganz genau die Strecke mit den günstigsten Windverhältnissen, um sich vom Wind vorantreiben zu lassen und dabei kräftesparend zu fliegen. Was die Forscher allerdings auch noch herausfanden und zuvor nicht vermutet hatten ist, dass sich auf dieser Windautobahn im Atlantik etwas oberhalb des Äquators eine Art unsichtbares Zeitfenster befindet, das über Monate hinweg wegen Flaute geschlossen bleibt. Die Sturmtaucher warten deshalb auf das Einsetzen der günstigen Winde, um ihre Reise anzutreten.
Die Wissenschaftler publizierten ihre Daten im Online-Magazin PLoS ONE. Der Ornithologe Jacob González-Solís wies darauf hin, dass es sich nicht über eine Studie speziell über die Sturmtaucher handelt, sondern über alles was sich über den Atlantik bewegt, von Samen über Partikel bis hin zu Krankheitskeimen.