Das Ohr unter Wasser

Das Forschungsschiff Vell Marí wird sich drei Monate in kanarischen Gewässern aufhalten

Das Segelschiff Vell Marí wird die nächsten drei Monate auf den Kanarischen Inseln im Einsatz sein. Ziel sind akustische Messungen in den Inselgewässern, um festzustellen wie der Lärm unter Wasser sich auf die Gesundheit und die Lebensgewohnheiten der Meeressäuger auswirkt.

Hochmoderne Hydrophone werden dabei zum Einsatz kommen, sagte der Biologe und Projektleiter Alex Llorente. Zwei dieser Unterwasser-Mikrophone US-amerikanischer Herstellung, die den Namen „Ear“ tragen, wurden im Süden Teneriffas und im Norden Gran Canarias platziert. Ein weiteres Hydrophon ist am Segelschiff selbst befestigt und wird Lärmmessungen während der Fahrt durchführen. Diese werden dann direkt an Bord ausgewertet. Die ersten Ergebnisse dieses Forschungsprojektes will Llorente am 23. März in Santa Cruz vorlegen.

Der Segler Vell Marí und seine Forschungsreisen werden im Rahmen der Kampagne „La Caixa a favor del mar“ der katalanischen Sparkasse finanziert, die zwei Jahre läuft. Die Vell Marí ist ein Forschungslabor auf See aber auch eine Notaufnahme für Meerestiere. An Bord können kleinere Notoperationen, beispielsweise an verletzten Meeresschildkröten durchgeführt werden. Mit dabei ist auch eine schwimmende Bahre, mit der Meeressäuger teilweise aus dem Wasser gehievt und notbehandelt werden können. Unter Deck befindet sich ein Labor für die Auswertung von Blutanalysen.

Dass die übermäßige bzw. dauerhafte Lärmbeschallung Folgen für die Gesundheit und das Wohlbefinden der Meeressäuger hat, liegt daran, dass diese Tiere akustische Signale in allen Lebensbereichen einsetzen, erklärt Alex Llorente. Wale „sehen“ ihre Welt mit dem Gehör. Sie empfangen die Geräusche ihrer Umgebung und nutzen diese akustische Vision ihrer Umwelt als Orientierungssinn. Bedauerlicherweise ist heute noch kein effektives Instrument im Einsatz, um Zusammenstöße von Schiffen mit Meeressäugern zu verhindern. Meeresforscher haben allerdings schon verschiedene Pilotprojekte gestartet. Vor vier Jahren erhielt der damals auf den Kanaren ansässige Meeresbiologe Michel André für sein Projekt „Antikollisionssystem für Wale“ den Rolex-Preis für Unternehmungsgeist. Doch auch das von ihm entwickelte „Wal-Ausweichsystem“ für Schiffe ist nicht kostenlos und wohl nicht im Einsatz, weil Regierungen und Reedereien die Kosten scheuen.