Bürgermeister La Orotavas sagt vor Gericht aus

Isaac Valencia: „Ich habe ein ruhiges Gewissen“

Vor dem Gericht von La Orotava musste Isaac Valencia, langjähriger Bürgermeister der Stadt kürzlich zu einer Klage wegen Veruntreuung und Vetternwirtschaft Stellung nehmen, welche die kommunale Partei IpO (Initiative für La Orotava) gegen ihn eingereicht hatte.

Wie das Wochenblatt in seiner letzten Ausgabe berichtete, geht es um das Industriezentrum San Jerónimo/Las Arenas und die dafür erteilten Lizenzen. Ebenfalls vorgeladen war der Promotor, der angeblich durch den Stadtvater begünstigt worden ist.

Die gerichtliche Vorladung des Bürgermeisters hatte bei den Medien ein unglaublich großes Interesse erweckt, so dass sich neben einigen Schaulustigen zahlreiche Fotografen und Kameraleute vor dem alten Gerichtsgebäude drängten.

Valencia erklärte, nachdem er vor der Richterin und der Staatsanwältin ausgesagt hatte, er habe ein völlig ruhiges Gewissen, anders könne es ja auch nicht sein. Und er gab seiner Überzeugung Ausdruck, dass dieser juristische Prozess keinerlei Auswirkungen auf seine Chancen bei den bevorstehenden Gemeindewahlen hat. Auch auf seine Partei, die Kanarische Koalition, werde es keine negativen Auswirkungen geben. Was seine Aussage betrifft, so habe er sich auf die Informationen beschränkt, welche die städtischen Techniker zusammengestellt haben. In den kommenden Wochen werde er noch verschiedene Dokumente nachreichen, die zurzeit von Sachverständigen ausgearbeitet werden.

Der Promotor, der übrigens von demselben Anwalt beraten und vertreten wird wie der Bürgermeister, bat die Medienvertreter lediglich nach seiner Aussage vor Gericht, man möge keine „Parallel-Justiz“ praktizieren sondern die Richter ihre Arbeit tun lassen.

Edmundo González Alvarez, der Anwalt der beiden Beklagten, gab sich selbstsicher und kündigte an, dass die Dokumentation, die der Richterin in Kürze vorgelegt werde, das gesamte Bebauungsprojekt von Beginn an analysieren wird. Das sei nämlich keine Initiative des Promotors gewesen, sondern der habe es bereits fertig gekauft. Anfangs sei von einer Kompensation von 80.000 qm zugunsten des Rathauses die Rede gewesen. Dann hätten jedoch Modifizierungen des Projektes durch die kanarische Regierung und die Inselverwaltung stattgefunden. „Es fehlen keine Quadratmeter, es ist kein Grund und Boden zu Lasten der Gemeinde und zugunsten des Promotors verloren gegangen. Wenn das Gericht diese Dokumente studiert, wird der Fall zu den Akten gelegt“, erklärte er im Brustton der Überzeugung.

Allgemein wurde der enorme Sicherheitsaufwand rund um das Gerichtsgebäude bei der Vernehmung des Bürgermeisters kritisiert. Zwischen 9 und 13 Uhr zählten die Pressevertreter drei Sicherheitsbeamte, einen davon in Zivil. Eine Motorradstreife umrundete ständig den Häuserblock und ein Polizei-Jeep sicherte in Abständen von zwanzig Minuten die Zone.

„Hat die Polizei in La Orotava nichts Wichtigeres zu tun“, fragen die hiesigen Zeitungen mit Recht.