Die Fähre sollte nach einer Havarie zurück in einen kanarischen Hafen geschleppt werden – Die hohen Kosten haben es bisher verhindert
Bald ist es ein Jahr her, dass die Fähre Assalama der kanarischen Reederei Armas nach einem Unfall vor der Küste Marokkos auf einer Sandbank liegen blieb.
Tarfaya – Eigentlich sollte das Schiff zur Reparatur in den Hafen von Las Palmas de Gran Canaria geschleppt werden, doch die Versicherung hat angesichts der hohen Kosten der Bergung noch keine Entscheidung getroffen. Offiziellen Schätzungen zufolge würde es 15 bis 20 Millionen Euro kosten, die Fähre nach Las Palmas zu bringen. Deshalb wird nun darüber nachgedacht, das Schiff zu zerlegen.
Während die marokkanische Regierung fordert, die Seeroute zwischen den Kanaren und Tarfaya wieder aufzunehmen und die kanarische Regierung über andere Möglichkeiten wie die Zuteilung der Route an eine andere Reederei nachdenkt, rostet das leere Geisterschiff gut 150 Meter vom Strand entfernt vor sich hin.
Als Naviera Armas im November 2007 die Route zwischen Puerto del Rosario (Fuerteventura) und Tarfaya in Betrieb nahm, gab es in dem armen Küstenort ein Fest. Die Bewohner schöpften Hoffnung auf eine bessere Zukunft, die Grundstückspreise stiegen, es wurden Bungalows am Strand und gar ein Sporthafen geplant. Doch nicht einmal ein halbes Jahr später wurden mit der Havarie der Assalama sämtliche Hoffnungen zerstört. Der Aufbau der Handelsbeziehungen und die Kommunikation mit den Kanarischen Inseln waren noch nicht einmal richtig zustande gekommen, da war der Traum auch schon wieder zuende. Die Fischer kehrten zu ihren Netzen und Booten zurück. Die Unternehmer, die in Tarfaya investieren wollten, zogen sich zurück. Der einzige kanarische Unternehmer, der in Tarfaya geblieben ist, hat sechs seiner dreißig Hotelzimmer eröffnet und den Glauben nicht verloren. „Was wir brauchen ist, dass wieder ein Schiff fährt. Dann wird sich alles ändern und besser werden“, meint er.
Die Fischer hingegen wollen nicht mehr über das Thema „Kanarische Inseln“ reden. Niemand hat sich bei ihnen bedankt, ihnen ein Denkmal gesetzt. Dabei ist es allein ihnen zu verdanken, dass die Havarie der Assalama nicht zu einer Tragödie wurde, denn es waren nur zwei Rettungsboote an Bord. Die Fischer sorgten für die schnelle Rettung aller 113 Passagiere – in der Mehrzahl Marokkaner und Spanier, darunter mindestens 80 Canarios. Nach dem Notruf der Assalama begaben sich umgehend mindestens zehn Fischer in ihren kleinen Booten, den Pateras – bekannt durch das afrikanische Flüchtlingsdrama – aufs Meer hinaus. Trotz des starken Wellengangs schafften es die erfahrenen Fischer, mit ihren kleinen Booten so nah an das havarierte Schiff heranzufahren, dass die Passagiere umsteigen konnten.
So wurden die Pateras der Fischer unverhofft zu Rettungsbooten, in denen Frauen, Kinder und Senioren sicher an Land gebracht wurden.
Während ein Teil der Passagiere Entschädigungen erhalten hat, andere Anzeige gegen Armas erstattet haben und wieder andere darauf hoffen, dass endlich Klarheit geschaffen und die Schuldigen zur Verantwortung gezogen werden, geht das einfache Leben im 5.000-Seelen-Ort Tarfaya so weiter wie zuvor. An eine Ankurbelung der Wirtschaft durch eine Seeroute mit den Kanaren glauben nur noch die Wenigsten.
Die Assalama lief am Vormittagg des 30. April 2008 aus dem Hafen des marokkanischen Küstenortes Tarfaya aus. Die Route sollte nach Puerto del Rosario auf Fuerteventura führen. Doch schon kurz nach Verlassen des Hafenbeckens kollidierte das Schiff bei starkem Seegang mit einem Wellenbrecher. Die Entscheidung des Kapitäns, die Reise dennoch fortzusetzen, erwies sich als Fehler, denn schon kurze Zeit später geriet das havarierte Schiff schwer in Seitenlage und wurde manövrierunfähig. Passagiere und Besatzung wurden notevakuiert.