Wie auch immer man es einordnen will, doch die kanarische Regierung macht sich Sorgen um den möglichen Imageschaden, den die Kanarischen Inseln auf touristischer Ebene erleiden könnten, nachdem in den Medien in aller Welt immer wieder die Bilder von ausgehungerten, halbverdursteten Bootsflüchtlingen ausgestrahlt wurden.
So absurd und grausam es angesichts des ganzen Dramas anmuten mag, doch die Regionalregierung möchte dem nun entgegen wirken, und zwar mit einer groß angelegten Imagekampagne. Der erste Schritt hierfür wurde bereits eingeleitet, indem die Kanaren-Regierung die Berichterstattung über das Immigrations-Drama in den wichtigsten Herkunftsländern der Kanaren-Urlauber angefordert hat. Nach genauer Analyse der jeweiligen Darstellung der Umstände will man entscheiden, wie vorgegangen werden muss.
Noch in diesem Monat könnten dann die Werbekampagnen, mit denen sich die Kanaren als beliebtes Ferienziel im Ausland präsentieren, strategisch geändert bzw. in den Ländern „verstärkt“ werden, in denen der Nachhall besonders schwerwiegend ist.
Außerdem werden bereits jetzt Umfragen unter den Urlaubern an den kanarischen Stränden durchgeführt, die zu ihrer Meinung über den massiven Ansturm illegaler Immigranten befragt werden. Nach vorläufigem Stand der Umfrage wusste die überwältigende Mehrheit der Touristen um die Problematik bevor sie sich für die Kanaren als Urlaubsziel entschieden hat. Die meisten sprechen eher von einem „humanitären Drama“, als von etwas, das bei ihnen innere Ablehnung hervorruft. Diese Solidarität wurde bereits mehrmals unter dramatischen Umständen unter Beweis gestellt, als Urlauber eben angekommenen Flüchtlingen halfen so gut es ging, bis die öffentlichen Hilfskräfte eintrafen.
Die kanarische Vize-Tourismusministerin Pilar Parejo erklärte diesbezüglich Ende August, sie hoffe, die dramatischen Bilder führen nicht letztendlich doch dazu, dass sich die Urlauber für andere Ferienziele entscheiden.
„Es fällt schwer über einen touristischen Imageschaden der Kanaren zu sprechen, wenn damit gleichzeitig von einem Drama die Rede ist, das tausende von Menschen betrifft, die ihr Leben aufs Spiel setzen, in der Hoffnung ein besseres Leben zu finden.“ Mit dieser Aussage wurde von öffentlicher Seite zumindest versucht, nicht gänzlich den Anschein zu erwecken, nur auf eigene Interessen bedacht zu sein. Natürlich müsse alles daran gesetzt werden, dem Drama ein Ende zu bereiten. Doch gleichzeitig könne auch niemandem verborgen bleiben, dass der Immigrantenansturm möglicherweise negative Auswirkungen auf den Tourismus haben könnte, der immerhin 80% des Bruttoinlandsproduktes auf den Kanaren erwirtschaftet.
Urlaubsfreude wird durch das Flüchtlingsproblem nicht getrübt
Hoteliers sehen in den Cayucos keine
Gefahr für den Tourismus
Der Anstrum illegaler Immigranten auf das Ferienparadies Kanaren beeinträchtigt nach Ansicht der Hoteliers in keiner Weise den Aufenthalt bzw. den Erholungswert der Urlaubsgäste. Verschiedene Hoteldirektoren sowie der Vorsitzende des Reisebüroverbands der Provinz Las Palmas, Rafael Gallego, sind sich ganz im Gegenteil zu den Befürchtungen von Pilar Parejo darüber einig, dass die tägliche Ankunft von afrikanischen Bootsflüchtlingen an den Stränden und in den Häfen der Ferienorte, keine negativen Auswirkungen auf das Hotelgewerbe und seine Gäste hat. In den Ferienresorts herrsche der „Normalzustand“ und das soziale Phänomen der Migration sei für die Urlauber kaum spürbar, auch wenn es täglich in den Medien präsent ist.
Negative Auswirkungen auf das Hotelgewerbe entstünden lediglich, wenn Politiker sich diese Not zunutze machten und „aufwühlende Reden schwingen“, die zu Verunsicherung führen.
Die Urlauber, die am Strand Zeugen der Ankunft erschöpfter Menschen in klapprigen Fischerbooten geworden sind, haben durch das schnelle Handeln der Rettungskräfte und die sofortige Versorgung der Ankömmlinge vielmehr einen noch besseren Eindruck vom Urlaubsziel erhalten, das sich damit in Sachen Sicherheit weitere Pluspunkte schafft, meinen die Hoteliers. „Die Urlauber sehen die Zuwanderung mehr als politisches Problem, doch sie fragen kaum danach an der Rezeption, denn sie sehen ja keine Immigranten auf der Straße“, sagte María del Pino Perez, stellvertretende Direktorin des Hotels Dunas Suite Maspalomas der Nachrichtenagentur EFE. Und auch Ramón Suárez, Direktor des Hotels Gloria Palace San Agustín meint: „Die Gäste die ankommen und bereits die Bilder von der Ankunft der Immigrantenboote im Fernsehen gesehen haben, zeigen sich uns gegenüber meist angenehm überrascht davon, dass die Immigranten nicht auf der Straße zu sehen sind, sondern betreut und gut versorgt in Auffanglagern untergebracht werden.“