König der Schwarzen Liste

Ein Vierteljahrhundert Rechtsstreit mit dem Finanzamt: Agapito García Sánchez steht an der Spitze der spanischen Steuerschuldner

Die Privatperson mit den größten Steuerschulden in Spanien ist, laut der kürzlich veröffentlichten „Schwarzen Liste“ des Finanzamtes, ein Unternehmer, der aufgrund des Verkaufs seiner Firmen im Jahr 1989 in den Fokus der Steuerprüfer geraten war. Seine Gesamtschuld gegenüber dem Fiskus beträgt nach der Liste der Steuerbehörde Agencia Tributaria (AEAT) 26,8 Millionen Euro.

Der Mann, der nun als Nummer 1 der spanischen Steuersünder bekannt geworden ist, heißt Agapito García Sánchez und ist 70 Jahre alt. Alles begann für ihn schon vor einem Vierteljahrhundert, als er 1989 seine vier Baustoff-Unternehmen für 22,7 Millionen Euro verkaufte. Das Finanzamt überprüfte diese Transaktion und beschuldigte Agapito García Sánchez, eine Investmentgesellschaft genutzt zu haben, um „nur“ 13% Steuern zu zahlen, statt 56%, die nach Ansicht der Finanzbeamten fällig gewesen wären. Nun sollte García 20 Millionen Euro nachzahlen: Den ausstehenden Teil der Steuerforderung zuzüglich einer Strafzahlung von 70%. Da der Unternehmer die Rechtmäßigkeit dieser Forderung anzweifelte, setzte der Fiskus die Justizmaschinerie in Gang. 

Nachdem Agapito García Sánchez über zwei Jahrzehnte eine ganze Reihe von Gerichtsverfahren gewonnen hatte, darunter ein Strafverfahren, in dem der Staatsanwalt zwei Jahre Gefängnis und 19,7 Millionen Euro forderte, hatte die Steuerbehörde auf dem Verwaltungsgerichtswege doch noch Erfolg. Obwohl der Nationale Gerichtshof im Jahr 2009 urteilte, dass Agapito García Sánchez mit seiner Investmentgesellschaft nicht gegen Recht und Gesetz verstoßen habe, entschied der Oberste Gerichtshof 2012 doch noch zugunsten des Finanzamtes. Das Ergebnis: García Sánchez sollte nun 31,7 Millionen Euro zahlen, eine Größenordnung, die ihn an die Spitze der „Schwarzen Liste“ katapultierte. 

Agapito García Sánchez kommentiert dazu, dass der Oberste Gerichtshof bekanntermaßen nach politischen Erwägungen besetzt werde und es in seinem Fall zu einem „Mangel an Objektivität“ gekommen sei. Zu den 31,7 Millionen Schulden kommen weitere zwei Millionen Euro Anwaltskosten hinzu. Seit 2012 zahlte er vierteljährlich eine Million ab, bis seine Investmentgesellschaft aufgelöst und sein Restvermögen von 10,7 Millionen Euro vom Finanzamt eingezogen wurde. Die aktuelle Steuerschuld hat sich dadurch mittlerweile auf 16 Millionen reduziert. 

Die Gier des Finanzamtes, so fasst es der Mann, der trotz geringer Schulbildung vier florierende Firmen aufgebaut hat, ironisch zusammen, habe ihn „wieder an seine Ursprünge, in die Armut, zurückgeführt“. Agapito García ist in einfachen Verhältnissen aufgewachsen und verließ schon mit 14 Jahren die Schule, um zu arbeiten. Er fing damals, in den Fünfzigerjahren, als Laufbursche in einer Bank an. Dort arbeitete er sich innerhalb von 13 Jahren zum Prokuristen hoch. Mit 30 dann machte er sich selbstständig und begründete sein erstes Baustoff-Unternehmen, welches sich der Sand- und Kiesgewinnung widmete. Zum Ende der Achtzigerjahre war daraus eine kleine Unternehmensgruppe mit rund 90 Mitarbeitern und 50 Transport-Subunternehmern geworden.