Der Polizei und dem Zoll gelang der große Schlag
Nach jahrelangen Ermittlungen haben die Guardia Civil und der Zoll Anfang Juni zugeschlagen und ein ausgeklügeltes Netzwerk ausgehoben das Dieseltreibstoff „gepanscht“ hat.
Madrid – Bereits vor drei Jahren hatten sich neun kriminelle Banden zusammengetan und mit minderwertigem Benzin große Gewinne gemacht. Der Modus Operandi war folgender: Sie verwandelten Dieselöl der Klassen B und C, die in Madrid durchschnittlich 0,90 Euro bzw. einen Euro pro Liter kosten und für landwirtschaftliche Maschinen und zum Heizen verwendet werden, in Dieselöl der Klasse A, welches im Schnitt 1,29 Euro pro Liter kostet und von Kraft- und Lastfahrzeugen getankt wird. Darüber hinaus handelt es sich bei Diesel B und C um steuerbegünstigten Kraftstoff, auf den nur etwa 0,078 Euro an den Staat zu zahlen sind, während ein Liter Diesel A dem Fiskus 0,307 Euro einbringt. Dieses günstigere Dieselöl, das zur Unterscheidung rot gefärbt ist, wurde mit chemischen Substanzen „gewaschen“, um es als das teurere Diesel A verkaufen zu können. Auch Fette und andere Kraftstoffe wurden beigemischt, um die Menge zu vergrößern. Etliche Tankstellen über das ganze Land verteilt arbeiteten mit den Betrügern zusammen und verkauften das Dieselöl. An einer Tankfüllung von 50 Litern verdienten die Betrüger etwa 13 Euro.
Im Zuge der Ermittlungen wunderten sich die Zollbeamten weniger über den bereits bekannten, nicht unüblichen Modus Operandi des Netzwerkes, sondern vielmehr über seinen großen Umfang, der sich über elf Regionen – Andalusien, Aragonien, Kastilien-La Mancha, Kastilien und León, Katalonien, Extremadura, Galicien, Madrid, Murcia, Navarra und Valencia – erstreckte. Noch steht die genaue Zahl der Tankstellen, die den gepanschten Dieseltreibstoff vertrieben, nicht fest, doch müssen es Hunderttausende Autofahrer gewesen sein, die ihr Kraftfahrzeug mit dem Billigdiesel betankt haben. Experten zufolge schadet für die Landwirtschaft bestimmter Diesel alten Autos weniger. Neuere Modelle könnten jedoch Schaden an der Einspritzung und an elektronischen Komponenten genommen haben.
Bei der Großrazzia Anfang Juni stürmten die Beamten in Toledo eine Anlage, in der die Bande den Dieseltreibstoff gemischt hatte, führten Hausdurchsuchungen in ganz Spanien durch, beschlagnahmten 1,2 Millionen Euro Bargeld sowie eine ganze Flotte von Lastern und Tankfahrzeugen und nahmen in 24 Provinzen 98 Personen fest.
Allein der innerhalb von nur acht Monaten begangene Steuerbetrug der Bande soll sich auf 5,5 Millionen Euro belaufen. Die Nachrichtenagentur Europa Press hat den Gesamtschaden auf zwei Milliarden Euro geschätzt.
Gegen viele der Verhafteten wird darüber hinaus wegen der Fälschung von Urkunden ermittelt, um den Kauf von begünstigtem Diesel zu rechtfertigen.