Marathonvernehmung des Schwiegersohns von König Juan Carlos
Die von der Öffentlichkeit mit Spannung erwartete Vernehmung von Iñaki Urdangarín, Herzog von Palma und Schwiegersohn des spanischen Königspaares fand am letzten Februar-Wochenende in Palma de Mallorca statt.
Palma de Mallorca – Mehrere Tage zuvor war er zusammen mit seiner Frau, der Infantin Cristina, aus Washington angereist, wo die Familie seit einigen Jahren lebt. Urdangarín ist dort in der Direktion der spanischen Telefongesellschaft tätig. Wie es aus eingeweihten Kreise heißt, hatte der König dafür gesorgt, dass sein Schwiegersohn Spanien den Rücken kehrte, als die ersten Informationen über seine undurchsichtigen finanziellen Machenschaften bekannt wurden. Mit seinem Unternehmen Instituto Nóos ohne Gewinnabsicht, eine Einrichtung für die Förderung und Promotion von Sportevents, hatte er von Regionalregierungen und öffentlichen Einrichtungen Millionenaufträge erhalten. Dabei hat seine familiäre Bindung an das Königshaus eine wichtige Rolle gespielt. Jetzt wird ihm vorgeworfen, zusammen mit seinem Geschäftspartner Diego Torres bedeutende Summen mit Hilfe von verschiedenen Scheinfirmen am Fiskus vorbei abgezweigt zu haben. (Das Wochenblatt berichtete.)
Die Untersuchungen im Korruptionsskandal gegen den Expräsidenten der Balearen Jaume Matas waren dem Herzog und seinem Sozius zum Verhängnis geworden, denn dort waren der Staatsanwaltschaft Unterlagen über Zahlungen in Millionenhöhe an das Instituto Nóos in die Hände gefallen. Aufgrund dessen wurde ein neuer Fall aufgerollt und weitere Untersuchungen über dieses Unternehmen eingeleitet. Auch die Regierung Valencias hatte mehrere Millionen an Nòos für Verträge gezahlt, die niemals vorschriftsmäßig belegt werden konnten. Ebenso gab es Verträge mit kommerziellen Unternehmen wie Telefónica, Meliá-Hotels, Air Europa und andere, doch die Staatsanwaltschaft interessiert sich in diesem Verfahren lediglich für die Zahlungen aus öffentlichen Kassen.
23 Stunden Verhör
Bevor er sich am 25. Februar den Fragen des Untersuchungsrichters Castro stellte, hatte sich Urdangarín zusammen mit seinem Anwalt auf das Verhör vorbereitet, das sich Samstag und Sonntag über 23 Stunden erstreckte. Das Angebot des Richters, Ruhepausen einzulegen, lehnte der sportlich gestählte junge Mann ab.
Er habe sich im Jahr 2008 von seinem Partner Diego Torres, der für die Geschäftsführung verantwortlich war, getrennt, nachdem er den Eindruck gewonnen hatte, dass den Geschäftskonten jegliche Transparenz fehlte und daraufhin eigene Projekte begonnen. Neben dem Partner Diego Torres waren auch dessen Ehefrau und deren Bruder in der Geschäftsleitung tätig und für die Buchhaltung und finanzielle und steuerliche Angelegenheiten verantwortlich. Auf diese Personen schob Urdangarín jegliche Verantwortung für die Unregelmäßigkeiten in den Finanzen von Nóos und anderer Nebenfirmen ab.
Inzwischen sind die Infantin und ihr Ehemann wieder nach Washington zurückgekehrt. Die Ergebnisse der Befragung werden noch von der Staatsanwaltschaft ausgewertet, die dann entscheidet, ob Urdangarín der Prozess gemacht wird.