Ein Artikel von Ottmar Beck (Alltrust AG)
Selten wird eine Diskussion mit so viel Emotionen geführt wie die Diskussion um den Euro. Schon bei der Ratifizierung der Maastrichter Verträge hat die ganze angelsächsische Welt den Euro geschlossen zur Fehlgeburt erklärt.
Und jetzt im Rahmen der Griechenlandkrise wiederholt sich das Gleiche. Die Argumente, die auf den Tisch kommen, sind wieder die gleichen und von einer nüchternen Analyse weit entfernt. Bei meinem kürzlichen Besuch in Amerika kam die Diskussion an einem Abend natürlich auch auf das Dollar-Euro-Verhältnis. Meine Bemerkung, dass Griechenland lediglich 3 % des Bruttoinlandsprodukts der EU ausmacht und somit völlig unbedeutend sei, wurde mit ungläubigem Staunen quittiert. Die Skeptiker argumentieren seit Jahren, dass der Euro nicht funktionieren kann, da der Euroraum keine gemeinsame Finanz- und Steuerpolitik hat und daraus ein Anreiz für eine höhere Staatsverschuldung resultiert. Das würde zu einer höheren Inflation führen. Somit müsse der Euro auseinanderbrechen. Die Befürworter sehen im Euro in der Summe die Voraussetzung für wirtschaftliches Wachstum und politische Stabilität in Europa.
Betrachten wir einmal, was in den Jahren seit Einführung des Euro passiert ist. Die Staatsverschuldung, gemessen am Volkseinkommen, wird regelmäßig von der OECD berechnet. Vor der Einführung des Euros lag diese in Euroland bereits bei beachtlichen 80 %. In den USA lag sie damals bei 64 %, in Großbritannien bei 53 % und Japan hatte schon damals den dramatischen Spitzenwert von 113 %. Heute hat sich diese Situation deutlich geändert. Die Werte sind in Euroland um 8 %, in den USA um 28 %, in Großbritannien um 30 % und in Japan um 84 % Prozentpunkte angestiegen. Unter diesem Blickwinkel hat sich die Verschuldungsquote in Euroland noch am besten gehalten. Ebenso hat der Euro gegenüber den meisten Handelspartnern in den letzten fünf Jahren aufgewertet. Auch gegenüber dem Dollar liegt er heute höher – bei Einführung des Eurobargeldes im Jahre 2002 lag der US-Dollar-Eurokurs bei Tief 1,0015, Höchst 1,1790 und gegenüber der Einführung des Buchgeldes im Jahre 1999 bei Tief 0,8678, Höchst 1,0467. In den letzten 12 Jahren ist der Euro mit circa 28 % zu einer international gebräuchlichen Reservewährung geworden. Betrachtet man das Argument, dass der Euro zu deutlich mehr Inflation führt, stellt sich auch dieses Argument als Fehlurteil heraus. Der Euro überrascht mit einer Durchschnittsinflation in den letzten 12 Jahren von 1,9 % gegenüber Großbritannien mit 2 % und den USA mit 2,3 %. Der Yen ist in diesem Zeitraum mit leicht fallenden Preisen in der Deflation geblieben. Den Kontrapunkt zu diesen Zahlen liefert das Wirtschaftswachstum: Hier hat der Euro Euroland nicht geholfen. Seit Einführung des Euros ist Euroland um jährlich circa 1,3 % gewachsen, die USA und Großbritannien liegen mit über 1,7 % deutlich besser. Die deflationären Tendenzen in Japan führen zu einem Wachstum von nur 0,7 %.
Angesichts dieser Zahlen kann man sich über die Diskussion nur wundern. Der Euro hat wie jede andere Währung Vor- und Nachteile. Betrachtet man jedoch die Staatsverschuldung, die immer wieder in den Vordergrund gestellt wird, kann man sich über den Schluss, der US-Dollar sei eine starke Währung und der Euro eine schwache, nur wundern. Letztendlich werden Europa und die USA aber weiter Schlagzeilen machen. Und damit wird das Spiel der Spekulation weitergehen, denn von den 2,8 Billionen US-Dollar, die täglich an den Devisenmärkten gehandelt werden, haben nur 10 % einen kommerziellen Hintergrund. Freuen wir uns aber, dass der steigende US-Dollarkurs vor allem für unsere exportorientierte Wirtschaft die Wettbewerbsfähigkeit täglich verbessert.
Langfristig dürften jedoch sowohl Euro als auch US-Dollar weltweit an Gewicht verlieren. Die Aufwertung der Währungen der Schwellen- und Rohstoffländer wird parallel zu ihrem Wirtschaftswachstum weitergehen. Sie werden in Zukunft höhere Zinsen als die Industrieländer bieten, die wegen ihrer Verschuldungsproblematik und ihres schwachen Wachstums auf niedrige Zinsen achten. Deswegen dürften Währungen und Anlagen aus Ländern wie China, Indien, Brasilien, Kanada, Australien und Südafrika in Zukunft systematisch an Wert und Bedeutung gewinnen.
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