Illegale Brunnen werden geschlossen

Der Nationalpark Coto de Doñana leidet unter Wasserdiebstahl

Dort, wo der Guadalquivir in den Atlantik mündet, hat er in seinem Delta ein riesiges Feuchtgebiet geschaffen, in dem sich eine einzigartige Pflanzen- und Tierwelt angesiedelt hat.

Sevilla – Wer im Loro-Park das Kino besucht hat, erinnert sich vielleicht an die spektakulären Filmaufnahmen, die unter anderem dort entstanden sind. Zum Schutz dieses Biotops, das auch für Millionen von Zugvögeln wichtige Zwischenstation ist, wurde der Nationalpark „Coto de Doñana“ geschaffen, der nach seiner letzten Erweiterung 2004 über 54.000 Hektar umfasst. Dazu kommen noch einmal 26.000 Hektar Pufferzone.

Seit vielen Jahren leidet der Park jedoch zunehmend an Was­sermangel, verursacht durch über tausend illegale Brunnen im Umland des Parkes, die durch ihre Wasserentnahme den Grundwasserspiegel immer weiter senken. Zwar ist derzeit die Situation dank der ausgiebigen Regenfälle dieses Winters entspannter als sonst, für den Sommer rechnet man aber mit neuerlichen Problemen. Das entnommene Wasser dient nämlich der Bewässerung der umliegenden Landwirtschaft, vor allem von 5.000 Hektar besonders wassergieriger Reisfelder. Dadurch sitzt die andalusische Provinzregierung in der Zwickmühle: Einerseits will, ja muss sie den Nationalpark schützen, andererseits wiegen die ökonomischen Interessen der Großfincas und ihrer Produktion samt damit verbunderner Arbeitsplätze schwer.

Frisches Wasser muss her

So wurden die illegalen Brunnen bisher geduldet, doch nun ist eine andere Lösung in Sicht: Eine neue Fernleitung soll jährlich 20 Kubikhektometer Wasser aus einem Staubecken des Flusses Agrio zur Bewässerung heranschaffen. Dadurch können zunächst 25 der schlimms­ten Brunnen geschlossen werden. Juan Paniagua, dem Direktor des andalusischen Wasseramtes, ist nach Grundwassermessungen an 357 verschiedenen Stellen nämlich aufgefallen: „Man kann klar beobachten, dass die am schlimmsten betroffenen Zonen mit der Bewässerung der Landwirtschaft zu tun haben.“ Das Wasser soll außerdem zur Kühlung nahegelegener thermischer Solarkraftwerke dienen. Doch damit nicht genug: Eine zweite Wasserleitung ist in Planung, die weitere fünf Kubikhektometer vom Guadiana, einem Nebenfluss des Guadalquivir, heranschaffen soll. Das 15-Millionen-teure Projekt ist schon vom Umweltamt genehmigt worden.

Widerstand der Umweltschützer

Gegen die geplanten Wasserleitungen hat sich die Umweltschutzgruppe „Ecologistas en Acción“ ausgesprochen. Sie ist der Meinung, das herangeführte Wasser sei für die Bewässerung ungeeignet, da es Kontakt mit den Abraumhalden einer nahegelegenen Mine hatte und daher mit giftigen Schwermetallen belastet sei. Man habe schon viele tote Fische im Verlauf des Agrio bei Aznalcóllar entdeckt. Dem widerspricht das Wasseramt, die toten Fische hätten an Sauerstoffmangel gelitten, nicht an Vergiftung, und das Wasser werde regelmäßig auf seine Verwendbarkeit untersucht.