Mit den Terroropfern darf nicht mehr gespielt werden

In einem Manifest erklären die beiden wichtigsten Opferverbände Spaniens ihre „politische Unparteilichkeit“

Eines der dunkelsten Kapitel in der spanischen Geschichte der letzten vierzig Jahre ist der immer noch währende Terror der baskischen ETA.

Madrid – Umso schlimmer ist es, dass es trotz gegenteiliger Abmachungen in der Vergangenheit immer wieder vorgekommen ist und vorkommt, dass politische Parteien die Opfer von Terrorakten für sich einspannten, um eigene Interessen zu fördern. Oft wurden dabei sämtliche Regeln von Ethik und Moral außer Acht gelassen.

Besonders deutlich zeigte sich dies nach den Madrider Terroranschlägen vom 11. März 2004. Obwohl sehr schnell alles darauf hindeutete, dass es sich bei den Urhebern um radikale Islamisten handelte, beharrte die damalige konservative Regierung unter José María Aznar verdächtig lange darauf, dass ETA hinter den brutalen Attentaten steckte, bei denen 192 Menschen das Leben verloren. Schließlich standen wenige Tage darauf Parlamentswahlen an und die Konservativen wussten, ihre Chancen auf einen erneuten Wahlsieg würden erheblich getrübt, sollten Islamisten die Anschläge verübt haben. Die Bevölkerung würde dies nämlich mit Recht als Antwort auf Aznars Unterstützung der Bush-Regierung im Irakkrieg interpretieren.

Als dann auch tatsächlich die Sozialisten die Wahlen gewannen, machte die nun oppositionelle Volkspartei aus dem Terror eines ihrer Hauptangriffsziele der neuen Regierung. Sie bombardierten Minis­terpräsident José Luis Rodríguez Zapatero regelrecht mit Vorwürfen wie beispielsweise er verhandle mit Terroristen und ähnlichem.

Immer wieder holten sie sich dabei die AVT, eine besonders große Terroropfer-Vereinigung Spaniens an die Seite, um noch eindrucksvoller gegen die Regierung wettern zu können.

Damit sich Derartiges niemals wiederholen kann, haben zwei der größten spanischen Terroropfer-Vereinigungen jetzt ein gemeinsames Manifest verfasst und unterzeichnet, in dem sie unter anderem ihre „politische Unparteilichkeit” erklären, weil ihre „Interessen über politischen Gesinnungen stehen”.