Der Täter rassistisch motivierter Gewalt gegen eine 16-jährige Ecuadorianerin auf freiem Fuß
Eigentlich wäre der Vorfall dazu verdammt gewesen, kaum geschehen, auch schon wieder in Vergessenheit zu geraten. Wären da nicht die Aufnahmen einer Sicherheitskamera gewesen und wären diese nicht den spanischen Medien zugespielt worden.
Barcelona – Die Rede ist von einem fremdenfeindlichen Übergriff, der sich am 7. Oktober in einem Vorortzug in der katalanischen Hauptstadt Barcelona zutrug. Ein 16-jähriges Mädchen aus Ecuador, das in einem relativ leeren Waggon saß, wurde von einem jungen Mann mit kurzgeschorenen Haaren mehrmals sowohl verbal als auch tätlich belästigt und angegriffen. Höhepunkt war dabei ein Fußtritt ins Gesicht des Mädchens, eine Szene, die auf den Aufnahmen der Sicherheitskamera deutlich zu erkennen ist. Während des gesamten Geschehens hatte der Täter sein Handy am Ohr und gab dabei die übelsten fremdenfeindlichen Beschimpfungen wie „Scheißausländerin“ von sich. Ein ebenfalls ausländisch aussehender Mitreisender unternahm nichts, um dem Mädchen zu helfen. Trotz der Brutalität des Übergriffs erlitt das Mädchen zwar keine körperlichen Verletzungen, steht jedoch psychisch unter Schock und wagt sich kaum noch aus dem Haus.
Obwohl das Mädchen keine Anzeige erstatten wollte, fahndete die Guardia Civil umgehend nach dem Täter. Dank der Aufnahmen der Sicherheitskamera konnte dieser auch tatsächlich wenige Tage später ausfindig gemacht werden. Es handelt sich um den 21-jährigen Arbeitslosen Sergi Xavier M. M. Nach der Aussage vor dem Richter wurde Sergi zwar vorerst wieder auf freien Fuß gesetzt, muss sich jedoch regelmäßig bei Gericht melden.
Der eigentlich Aufruhr ereignete sich jedoch erst, als das spanische Fernsehen die Aufnahmen der Sicherheitskamera in sämtlichen Nachrichtensendungen ausstrahlte. Sofort war spanienweit die Entrüstung groß. Kurz darauf schaltete sich sogar die ecuadorianische Regierung ein. Nach ausdrücklicher Aufforderung von Staatspräsident Rafael Correa, reiste Außenministerin María Fernanda Espinosa Garcés nach Barcelona, wo sie zusammen mit dem ecuadorianischen Botschafter in Spanien, Nicolás José Isaa Obando, das Opfer unterstützen und dafür sorgen soll, dass der Täter bestraft wird. Dieser gab indessen wie ein Filmstar den Medien Interviews und begründete sein Verhalten dahingehend, dass er an diesem Tag „völlig besoffen“ gewesen sei.
Nachdem dann auch noch die peruanische Regierung dazu auffrief, dass alle lateinamerikanischen Staaten gemeinsam gegen fremdenfeindliche Übergriffe in Spanien protestieren sollen, reagierte endlich auch die spanische Justiz. Die Staatsanwaltschaft, die bislang eher untätig dem Geschehen zusah, erließ mit einem Mal Haftbefehl gegen den Täter. Dies wiederum führte zu der Kritik, Spaniens Justiz reagiere erst dann, wenn Fernsehbilder die brutale Realität ausländischer Mitbürger an die Öffentlichkeit bringen.