Magdalena Álvarez, Ministerin für Infrastrukturen, unter Beschuss
Eigentlich ist der August ja auch für Spaniens politische Führungskräfte ein Monat der Erholung und Entspannung. Für die Ministerin für Infrastrukturen, Magdalena Àlvarez, gilt dies jedoch in diesem Jahr in keiner Weise. Grund dafür sind eine ganze Reihe von Chaos-Meldungen aus Barcelona.
Barcelona – Den Anfang machte in der zweiten Juli-Hälfte ein massiver Stromausfall in der katalanischen Hauptstadt Barcelona. Nachdem in einer Schaltanlage in der Innenstadt ein Kabel gerissen war, ging bei zehntausenden Haushalten das Licht aus. In den ersten 48 Stunden waren über 350.000 Familien in der heißesten Zeit des Jahres ohne Strom. Doch selbst Tage später waren die Schäden immer noch nicht behoben und mindestens 30.000 Haushalte hatten weiterhin keinen Strom, ganze Straßenabschnitte blieben bei Nacht im Dunkeln, nicht funktionierende Ampeln sorgten für Verkehrschaos und in Geschäften, Restaurants und im privaten Kühl- und Gefrierschrank verdarben wertvolle Lebensmittel, um nur einige der Auswirkungen zu nennen. Eiligst aufgestellte Not-Strom-Aggregate, die auf den Straßen installiert wurden, konnten nur begrenzt für eine Erleichterung der Lage sorgen.
Obwohl Ministerpräsident José Luis Rodríguez Zapatero umgehend nach Barcelona reiste und nach einem mehrstündigen Gespräch mit José Montilla, Chef der Generalitat, der katalanischen Regionalregierung große Versprechungen machte, wie die Beschleunigung der staatlichen Investitionen in Kataloniens Infrastrukturen sowie eine Verschärfung der Gesetzeslage, durch die die Stromgesellschaften zur Verbesserung ihres Services gezwungen werden sollen, war der Unmut der Katalanen groß. Nicht zuletzt, weil es nicht bei dem massiven Stromausfall blieb. Kilometerlange Staus auf den Straßen, der fast gänzliche Zusammenbruch des Nahverkehrs auf katalanischen Schienen, ausgelöst durch schwere Regenfälle und diverse Pannen, und chaotische Zustände auf Barcelonas Flughafen El Prat gaben den Einwohnern der wirtschaftstärksten Region Spaniens den Rest.
Natürlich nutzten die katalanischen Parteien und politischen Führungskräfte sowie die konservative Opposition auf Staatsebene die Gelegenheit, die Zentralregierung in Madrid für das herrschende Chaos verantwortlich zu machen. Allen voran geriet dabei die Ministerin für Infrastrukturen, Magdalena Álvarez, unter Beschuss. Hauptvorwurf war dabei „zu geringe“ staatliche Investitionen in Katalonien. Von verschiedenen Seiten wurde die Ministerin zum Rücktritt aufgefordert.
Am 14. August trat die Ministerin schließlich vor den Abgeordnetenkongress, um dem Ausschuss für Infrastrukturen gegenüber Rechenschaft abzulegen. Auf die ihr gegenüber von den vier Parteien PP, CiU, ERC und IU-ICV geäußerte Aufforderung zum Rücktritt, antwortete die Ministerin mit einem klaren „Nein“. Sie werde den Kopf nicht in den Sand stecken und erst zurücktreten, wenn es der Ministerpräsident für richtig halte. „Nicht eine Minute eher“, meinte sie wörtlich. Zu ihrer Verteidigung stellte die Ministerin unter anderem klar, die derzeitige Regierung sei diejenige, die im Laufe der Geschichte die größten Investitionen in Katalonien vorgenommen habe.
Im Hinblick auf den Kollaps des katalonischen Nahverkehrs, der nicht zuletzt auch auf die Bauarbeiten an der Strecke des Hochgeschwindigkeitszuges AVE zurückzuführen ist, der im Dezember dieses Jahres Barcelona erreichen soll, zeigte Álvarez großes Verständnis für die von den Verspätungen und Zugausfällen betroffenen Verbraucher und stellte eine deutliche Verbesserung der Situation in absehbarer Zeit in Aussicht.