30 Jahre Demokratie in Spanien

Am 15. Juni 1977 fanden die ersten freien Wahlen in Spanien statt

Nur wenige der Millionen von Touristen, die alljährlich einen der beliebten Ferienorte in Spanien besuchen, dürften sich heute noch der Tatsache bewusst sein, dass sie sich in einem Land befinden, in dem Freiheit im Grunde noch ein äußerst junges Wort ist. Gerade einmal 30 Jahre ist es nämlich erst her, dass in Spanien die ersten freien Wahlen nach der Franco-Diktatur stattfanden.

Madrid – Auf den Tag genau 30 Jahre später, also am 15. Juni, gedachte Spaniens Politikprominenz – und zwar sowohl die damalige als auch die heutige –  zusammen mit König Juan Carlos, Königin Sofía und Kronprinz Felipe im Abgeordnetenkongress in Madrid erneut diesem für die Geschichte der Demokratie in Spanien so bedeutsamen Tag.

König Juan Carlos, der damals durch seine unbeirrbare Haltung maßgeblich dazu beigetragen hat, dass in Spanien nach dem Tod Francos im Jahr 1975 ein Demokratisierungsprozess, die sogenannte „transición“ einsetzte, bewies in seiner feierlichen Rede vor den rund 600 geladenen Gästen einmal mehr, warum er sich in Spanien derart hohen Ansehens erfreut.

Demnach widmete der Monarch einen Großteil seiner Rede dem eindringlichen Aufruf an alle Beteiligten, angesichts der unmittelbaren Gefahr des erneuten Aufflackern der Gewalt nach der Beendigung der Waffenruhe seitens der baskischen Terroristenorganisation ETA als „geschlossene Einheit“ aufzutreten. „Zwist und Unstimmigkeiten dürfen niemals die Reisegefährten einer derart großen Nation wie Spanien sein, wir müssen die Einheit suchen“, meinte der König wörtlich. Die Demokraten seien dazu verpflichtet, gegen die ETA erneut den Weg der Kohäsion zu beschreiten.

Adolfo Suárez, der nicht zuletzt als erster frei gewählter Regierungschef Spaniens das Land gemeinsam mit König Juan Carlos in die Demokratie führte, konnte nicht an der feierlichen Gedenkveranstaltung teilnehmen, da er seit mehreren Jahren an Alzheimer leidet. König Juan Carlos widmete ihm jedoch herzliche Dankesworte, auf die die Anwesenden mit donnerndem Applaus reagierten.

Friedliche „transición“

Das Besondere am Übergang zur Demokratie in Spanien liegt nicht zuletzt darin, dass die „transición“ nicht durch einen plötzlichen Bruch mit dem Franco-Regime, beispielsweise durch die Einberufung einer verfassungsgebenden Versammlung, sondern innerhalb der Institutionen des bestehenden Systems und mit seinen Mitteln herbeigeführt wurde.

König Juan Carlos, vor allem aber die besonnene Führung Adolfo Suárez’ spielten bei diesem „friedlichen und konsensorientierten Prozess“ eine maßgebliche Rolle. 1981 war es jedoch hauptsächlich dem Monarchen zu verdanken, dass der Putschversuch rechtsgerichteter Militärs am 23. Februar vereitelt wurde.

Die friedliche Transition hatte jedoch ihren Preis, denn eine wirkliche Auseinandersetzung mit der Geschichte hat bislang noch nicht stattgefunden. Die Aufarbeitung des Leids, das durch Bürgerkrieg und Franco-Regime entstanden ist, wurde zugunsten der „transición“ verdrängt, eine Tatsache, die bis heute nicht zuletzt an der politschen Gespaltenheit zwischen den beiden stärksten Parteien des Landes erkennbar ist und einer politischen wie gesellschaftlichen Aufarbeitung bedarf.