Der ehemalige Ministerpräsident gab zu, dass es im Irak keine Massenvernichtungswaffen gab
Erstmalig hat der ehemalige spanische Ministerpräsident José María Aznar jetzt zugegeben, dass es im Irak keine Massenvernichtungswaffen gab, mit denen er vor vier Jahren gegen den Willen eines Großteils der Bevölkerung die Beteiligung Spaniens am Irak-Krieg begründete.
Madrid – Das Eingeständnis machte der eingefleischte Konservative jedoch nicht etwa in einem Interview mit einem wichtigen spanischen oder ausländischen Medium, sondern im Rahmen einer Konferenz, die er am 7. Februar im Teatro Mira in Pozuelo de Alcarcón, Madrid, gab.
Unter den etwa 500 Zuhörern befand sich auch eine junge Studentin, die sich am Ende der Konferenz zu Wort meldete und dem ehemaligen Regierungschef erzählte, sie sei dabei eine Doktorarbeit über den Irak-Krieg zu schreiben und wolle in diesem Zusammenhang von ihm wissen, ob er immer noch an die These der Massenvernichtungswaffen glaube. Bislang hatte sich Aznar Journalisten gegenüber immer geweigert, auf Fragen zu diesem brenzligen Thema zu antworten.
Diesmal ließ er sich jedoch dazu herab und antwortete der Studentin wörtlich: „Jeder glaubte, dass der Irak über Massenvernichtungswaffen verfügte, und dem war nicht so. Das weiß jeder und ich auch, jetzt. Ich habe das Problem, dass ich nicht so klug war, es vorher zu wissen.“ In diesem Moment brach donnernder Applaus der vorrangig PP-gesinnten Anwesenden aus. Aznar setzte daraufhin noch hinzu: „Aber als ich es nicht wusste, da wusste es auch niemand sonst. Weißt du, damals glaubte jeder, dass es sie gibt. Das stellt einen vor ein Problem, denn die Entscheidungen müssen während des Geschehens getroffen werden und nicht danach. Fünf Jahre danach darüber zu philosophieren ist Aufgabe der Hisotriker.“
Das Eingeständnis kommt nicht nur vier Jahre, nachdem Aznar in einem Fernsehinterview am 13. Februar 2003 unter anderem unerschütterlich erklärte: „Sie können versichert sein, ebenso wie auch alle Menschen, die uns jetzt zusehen, dass ich Ihnen die Wahrheit sage: Das irakische Regime hat Massenvernichtungswaffen.“ Es kommt auch zwei Jahre, nachdem die USA offiziell die Suche nach diesen Waffen eingestellt haben und Bush zugegeben hat, dass es diese Waffen nicht gibt.
Die Sozialisten und die Vereinigte Linke (IU) forderten den ehemaligen Ministerpräsidenten daraufhin auf, sich öffentlich gegen den Irak-Krieg zu äußern und die Spanier um Verzeihung zu bitten. „Aznar hat nach vier Jahren entdeckt, dass es keine Massenvernichtungswaffen im Irak gab. Das wussten Millionen von Spaniern und Bürger aus aller Welt schon damals, als mit dieser von George Bush angeführten Begründung und Lüge dieser schreckliche Krieg erklärt wurde, dessen eigentliches Ziel in der Sicherung von Ölquellen lag“, erklärte Diego López Garrido, Sprecher der PSOE-Fraktion im Parlament.