Ein Dorf fordert die Aufklärung eines Mordfalls vor drei Jahren
Sicher hat die Polizei den Fall von Marisa nicht offiziell zu den Akten gelegt, doch ebensowenig haben die Ermittlungen bislang Licht in den Mordfall gebracht, der im September 2003 den beschaulichen Fischerort San Juan de la Rambla im Inselnorden erschütterte.
Darum gingen Familienangehörige von Marisa am dritten Jahrestag ihres Todes auf die Straße, um in aller Öffentlichkeit Gerechtigkeit zu fordern.
Die 36-jährige María Isabel Hernández Velázquez, kurz Marisa genannt, wurde am 11. September 2003 an der Küste von Las Aguas (San Juan de la Rambla) tot aufgefunden. Die Leiche der jungen Frau trieb – nur mit Unterwäsche und Schuhen bekleidet – im Wasser. Da Marisa, die an einer geistigen Behinderung litt im ganzen Ort beliebt und in ihrem Verhalten äußerst kindlich war, erschien ihr Tod der kleinen Gemeinde unfassbar.
Mehrere Dutzend mit der Familie des Opfers bekannte und auch nicht bekannte Menschen fanden sich am 11. September auf dem Kirchplatz in San Juan de la Rambla ein, um gemeinsam die Weiterführung der Ermittlungen zu fordern, um der Gerechtigkeit willen. „Wir wissen nichts und sind verzweifelt. Das einzige was wir fordern ist, dass der Tod meiner Schwester aufgeklärt wird“, klagt Loli.
Die Schwester des Opfers berichtete außerdem, dass ihre Familie durch den Mord an Marisa in eine schwere Krise gestürzt wurde. „Bei uns gibt es kein Weihnachten und keine Feste werden mehr gefeiert, seit Marisa nicht mehr da ist.“ Die Mutter starb 20 Monate nach Marisas Tod. Sie konnte den Verlust ihrer Tochter nicht verwinden. „Der Schmerz hat sie verrückt gemacht“, sagt Loli. Der Vater leidet an schweren Depressionen.
Die übrigen Verwandten fragen sich, wie es denn sein kann, dass in einem kleinen Ort wie San Juan de la Rambla am hellen Tag eine Frau verschwindet, ohne dass irgend jemand etwas sieht oder etwas bemerkt. Sie verlangen, dass die Untersuchungen weitergeführt und der oder die Mörder von Marisa gefasst werden. „Wir wurden seinerzeit von allen Seiten unterstützt“, berichtet Loli, „doch mit der Zeit gerät unser Schicksal langsam aber sicher in Vergessenheit“.
Zur Beerdigung von Marisa kamen vor drei Jahren mehrere hundert Menschen, darunter auch die Vize-Regierungsbeauftragte Pilar Merino.