Mehr Flugverbindungen zu den Kanaren: dringendste Maßnahme zur Tourismus-Ankurbelung
Auch der Sommer wird das Tourismusjahr nicht retten. Wie jetzt der Vorsitzende des Hotelierverbands der Provinz Teneriffa (Ashotel), José Fer-nando Cabrera, mitteilte, rechnet sein Verband mit einem 15%igen Urlauberrückgang im Vergleich zum selben Zeitraum des Vorjahres.
„Dies ist die vorläufige Prognose angesichts der heutigen Buchungslage. Allerdings muss beachtet werden, dass viele Buchungen bis zum letzten Moment aufgeschoben werden, was für uns keineswegs positiv ist, denn so können keine Vorhersagen gemacht werden und viele Kontingente gehen zu Schleuderpreisen über den Tisch, weil der eine oder andere Hotelier vorzeitig die Nerven verliert“, sagte Cabrera.
Nachdem das spanische Hotelbündnis Cehat wenige Tage zuvor mitgeteilt hatte, dass die Preise auf dem Sektor im Schnitt um 15% gesenkt wurden, berichtigte Cabrera, dass dies auf den Inseln nicht der Fall ist bzw. keine direkte Vergünstigung der Hotelpreise vorgenommen wurde, sondern das allgemeine Gefühl einer Preissenkung vielmehr durch die größere Zahl an Sonderangeboten zustande kommt.
Urlauberminus von zwei Millionen befürchtet
Unter dem für die Kanaren allgemein vorhergesagten Urlauberrückgang werden nach Auskunft des Ashotel-Vorsitzenden vor allem zwei Inseln besonders leiden: Fuerteventura und Lanzarote. Grund dafür sind die schlechten Flugverbindungen zu diesen Inseln, ein Nachteil der sich durch einen starken Buchungsrückgang in den Hotels bemerkbar macht.
In Anbetracht dieses Panoramas bedauerte Cabrera, dass die von den Hoteliers gestellte Prognose, dass die Kanaren in diesem Jahr zwei Millionen Urlauber einbüßen werden und für die sie als Pessimisten kritisiert wurden, sich zu bewahrheiten beginnt. Auch Cabildo-Vizepräsident und Tourismusressort-Leiter José Manuel Bermúdez geht von einem Urlauberminus aus, vor allem auf dem britischen und dem deutschen Markt.
Um den rückläufigen Tou-ristenzahlen entgegenzuwirken und schnellstmöglich die zwei Millionen „verlorengegangenen“ Urlauber wieder zurückzugewinnen, drängt der Hotelierverband zur Ausarbeitung eines strategischen Plans mit außerordentlichen Maßnahmen. „Mit lauwarmen Aktionen können wir uns nicht erholen“, unterstreicht Cabrera und argumentiert weiter: „Es reisen immer noch viele Menschen, dieses Jahr werden es weltweit 850 Millionen sein, und unsere unmittelbaren Mitbewerber Türkei und Ägypten werden um rund 20% wachsen, was uns beweist, dass es noch einen Markt gibt und man zusätzliche Kunden gewinnen kann“.
Auf dem von Cabrera im Namen von Ashotel vorgeschlagenen strategischen Plan sollte die Verstärkung der Flugverbindungen zu den Inseln ganz oben stehen, „denn auf die Inseln gelangt man eben nur mit dem Flugzeug“. Der spürbare Abbau von Flugkapazitäten, der von verschiedenen Airlines schon Ende letzten Jahres angekündigt wurde und die Inseln mit vol-ler Wucht trifft, ist das größte Problem. Dass Abkommen mit Fluggesellschaften durchaus möglich sind und reiche Früchte tragen können, versicherte Cabrera anhand eines Beispiels: „Im Jahr 2007 hat Ashotel ein Abkommen mit Ryanair getroffen, um einen Direktflug von Dublin aus zu starten. Das Ergebnis war spektakulär. Erstens stieg die Zahl irischer Urlauber auf Teneriffa um 50%, und zweitens beschloss Ryanair daraufhin, weitere Strecken mit Ziel Teneriffa in den Flugplan aufzunehmen.“
Festlandspanier sollen „Residentenrabatt“ bekommen
Erwähnenswert ist nach Ansicht von Ashotel auch der nationale Urlaubermarkt, auf dem die Hoteliers noch gute Wachstumschancen sehen, die allerdings durch die hohen Ticketpreise eingeschränkt sind. „Es ist fast unmöglich für eine Familie, ein verlängertes Wochenende mit Brückentagen auf den Inseln zu verbringen, wenn sie zum Teil bis zu 300 Euro pro Flug bezahlen müssen“, meint Cabrera. Deshalb sei es wichtig, dass die Regionalregierung mit der spanischen Regierung über eine Vergünstigung für alle Europäer, die vom spanischen Festland aus auf die Kanaren bzw. zwischen den Kanaren reisen, verhandeln wird – sprich, die Anwendung des für kanarische Einwohner gültigen „Residentenrabatts“. Diese Maßnahme würde den Kanaren nach Ansicht von Ashotel keinen Vorteil einräumen, sondern die Inseln lediglich mit anderen Urlaubsgebieten in Spanien gleichstellen, die beispielsweise mit dem Schnellzug AVE schon ab 50 Euro zu erreichen sind.
Wenn einmal die Flugkapazitäten gesichert seien, müssten nach Meinung der Hoteliers großangelegte Werbekampagnen in den Urlaubermärkten gestartet werden, um so schnell wie möglich die neuen Flugstrecken zu festigen. „Natürlich sind unsere Vorschläge mit einem großen finanziellen und organisatorischen Aufwand verbunden, doch die Rentabilität steht außer Frage, und wir sehen keinen anderen Ausweg“, stellt Cabrera in einer offiziellen Stellungnahme abschließend fest.