Endesa verpflichtet sich zu Investitionen „ohne Limit“ auf Teneriffa


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Konkrete Zusagen wollte der Vorstandsvorsitzende des Energieversorgungsunternehmens bei einem Treffen mit dem kanarischen Regierungschef aber nicht ma

Das Energieversorgungsunter­nehmen Endesa, praktisch verantwortlich für die gesamte Stromversorgung auf den Kanarischen Inseln, hat ganze Arbeit geleistet, um die erhitzten Gemüter auf Teneriffa zu beruhigen.

Nach den Stromausfällen im vergangenen Monat hatte der kanarische Regierungschef Paulino Rivero ein dringendes Treffen mit dem Chef des Energieversorgers verlangt. Er zitierte den Vorstandsvorsitzenden von Endesa, Andrea Brentan, zu sich, um ihm die Problematik darzulegen. Am 8. März traf sich Rivero, unterstützt von anderen Regierungsmitgliedern, in Santa Cruz de Tenerife mit dem Endesa-Vorstandsvorsitzenden Andrea Brentan. Dabei schaffte es Brentan, die kanarischen Regierungsmitglieder mit verschiedenen Zusagen zufriedenzustellen; über konkrete Maßnahmen sprach er aber nicht. So verpflichtete er sich dem kanarischen Regierungspräsidenten gegenüber zu Investitionen „ohne Limit“ auf den Kanaren, um die Qualität der Stromversorgung zu gewährleisten. Was dies genau bedeuten wird, ließ er aber offen und erklärte auch gleich nach Verlassen des Sitzungssaals, dass es „noch keine konkrete Zusage bezüglich Investitionshöhe und Terminen gebe“. Diese seien vielmehr Teil eines noch in Arbeit befindlichen Plans, der in einigen Monaten vorliegen werde, erklärte Brentan.

Paulino Rivero zeigte sich seinerseits zufrieden mit dem Ergebnis dieser ersten Verhandlungsrunde mit Endesa, denn das Unternehmen habe immerhin einem Investitionsplan zugestimmt und zugesagt, dass auf den Kanaren „soviel wie nötig“ investiert werden wird, um die Qualität der Energieversorgung auch in Zukunft zu garantieren.

Neues Werk erst in acht bis zwölf Jahren

Wenige Tage vor dem Treffen von Rivero mit Brentan war aus Endesa-Quellen verlautet, dass das Werk in Las Caletillas bei Candelaria spätestens in fünf Jahren schließen werde. „Das Werk in Las Caletillas ist tot“, hieß es, denn der neue generelle Bodennutzungsplan („Ley de Directrices de Ordenacion general“) dieses Gebiets sowie der noch in Arbeit befindliche neue „Plan Territorial de Infraestructuras Energéticas“ sehen die Stilllegung des Werks vor; das Stichdatum liegt im Juni 2015. Deshalb seien die Großgeneratoren im Kraftwerk, die bald ausgedient haben, bislang nicht ersetzt bzw. eine Aufrüstung des Kraftwerks im Hinblick auf die Zukunft von der Gemeinde Candelaria nicht genehmigt worden, merkte Endesa an und warnte weiter, dass schon in einigen Monaten die Leistungskraft des Werks in Las Caletillas nachlassen wird, was die Stromversorgung auf der Insel in eine prekäre Lage bringen werde.

Der Energiefluss auf Teneriffa hängt also nicht nur vom guten Willen Endesas ab, sondern auch von der Bereitschaft der kanarischen Behörden und der Gemeinde Candelaria, Maßnahmen zur Aufrüstung der Anlage zu genehmigen. Derzeit werden 30 % des Stroms im Werk in Las Caletillas produziert und 70 % im Werk in Granadilla. Das Ungleichgewicht könnte also durch den altersbedingten Ausfall von Generatoren in Las Caletillas noch verstärkt werden.

Seit 2007 plant Endesa nach eigenen Angaben, die überholten Generatoren in Las Caletillas durch neue zu ersetzen, die auf dem neuesten Stand der Technik sind. Dies sei bislang nicht geschehen, erklärt das Unternehmen, weil sich die Gemeinde Candelaria unter Berufung auf den Bodennutzungsplan strikt gegen eine Aufrüstung des Stromwerks weigere.

Nun traf sich Paulino Rivero Tage nach dem Treffen mit Andrea Brentan auch mit Candelarias Bürgermeister José Gumersindo García, um über eine kurz-bis mittelfristige Lösung des Problems zu sprechen. García zeigte sich dabei durchaus kompromissbereit. Man könne über eine Verlängerung der Genehmigung für das Werk in Las Caletillas über das Jahr 2015 hinaus verhandeln, immer vorausgesetzt, Endesa gewährleiste die spätere Stilllegung und liefere einen verbindlichen Termin für die Inbetriebnahme eines neuen Stromwerks an anderer Stelle. Die Gemeinde Candelaria zeigte sich somit flexibel und erklärte sich bereit, den städtischen Urbanismusplan dahingehend zu modifizieren. Der Bürgermeister erinnerte daran, dass die Gemeinde Endesa schon lange einen Vorschlag für den Standort eines neuen Stromwerks gemacht hat; das 22.000 qm große Grundstück (Privatbesitz) im Industriegebiet von Güímar müsse aber von der Elektrizitätsgesellschaft erworben werden, was Endesa zurückwies, nun aber darüber nachzudenken scheint. José Gumersindo García, der den letzten generellen Stromausfall am 1. März auf eine Wartungsnachlässigkeit von Endesa zurückführte und signalisierte, dass die Gemeinde für Instandsetzungs- und Wartungsarbeiten Genehmigung erteilen wird.

Dass es auf dem Gebiet der Energieversorgung Teneriffas Spitz auf Knopf steht, wurde durch den zweimaligen Blackout innerhalb kurzer Zeit unter Beweis gestellt. Dabei stellt sich allerdings die Frage, ob die Thematik mit derselben Dringlichkeit behandelt worden wäre, wenn es die Unwetter und ihre Folgen im Februar nicht gegeben hätte. Wann wäre dann wohl gehandelt worden?

Fest steht, dass langfristig ein neues Stromwerk auf der Insel entstehen muss, um die Versorung zu gewährleisten. Regierungspräsident Rivero klärte aber schon auf, dass ein solches Vorhaben nicht vor acht bis zwölf Jahren realisiert werden kann, denn der Bau eines neuen Werks beanspruche mindestens so viel Zeit. „Etwas anderes zu behaupten wäre Betrug an den Bürgern“, sagte Rivero. Von der Regierung aus soll nach den Worten Riveros Endesa nun einerseits unter Druck gesetzt werden, um Termine für den Bau und die Inbetriebnahme eines neuen Werks festzusetzen, andererseits um die bestehenden Einrichtungen aufzurüsten und die veralteten Anlagen zu ersetzen und die Versorgung auf Teneriffa auch im Falle von Unwettern zu gewährleisten.




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