Chancengleichheit für alle


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ONCE Tenerife führt die kostenintensive Übersetzung der neuen Schulbücher in die Brailleschrift durch

Täglich lesen sehende Menschen Nachrichten, Texte, Messages, Bücher, E-Mails, Warnhinweise etc. ohne Unterlass, ganz selbstverständlich.

Für Sehbehinderte ist diese Form der Informationsaufnahme weitaus schwieriger und hier in Spanien im Allgemeinen und auf den Kanaren im Besonderen fast ausschließlich nur dank der Arbeit und der Finanzierung seitens der ONCE möglich, wie der Beauftragte der Blindenorganisation bei einem Besuch konservativer Politiker darlegte.

Gegenüber einem ebenfalls anwesenden Vertreter der lokalen Presse erklärte Joaquín Cruz, zwar könnten Blinde dank der Brailleschrift das Lesen erlernen, doch die nötigen Geräte und die existierenden speziellen Programme sowie die aufwendige Übersetzung seien äußerst kostenintensiv. Tatsächlich würden bei der Übersetzung aus einem Blatt beschriebenem Papier schnell vier, erklärte Cruz. Ein Band der Bestseller-Serie „Shades of Grey“ würde in Brailleschrift zu zehn Bänden, „Die Säulen der Erde“ würden fast 30 Bände ausmachen. Weil eine Eins-zu-eins-Übersetzung nicht möglich sei, könne laut Cruz die Übersetzung eines Mathematik-Lehrbuches schnell 3.000 Euro kosten, doch dieser Kostenaufwand müsse betrieben werden, damit „blinde Schüler die gleichen Möglichkeiten und Chancen wie der Rest haben“. Das Bildungsressort hat 16 neue Schulbücher für das kommende Schuljahr angekündigt, und nun bangt der ONCE-Verantwortliche für die Übersetzung schriftlichen Materials auf Teneriffa, dass diese nicht rechtzeitig bei ihm ankommen. Die Zeit drängt, denn das Material muss übersetzt und bis September den sehbehinderten Kindern übergeben werden.

Auch im digitalen Bereich ist der Zugang Sehbehinderter an hohe Kosten geknüpft, denn die entsprechende Software zur extremen Vergrößerung der Buchstaben und Bilder und die erforderliche Hardware in Form von akustischen Tastaturen sind sehr teuer.

Das Ziel: die Lebensqualität der Behinderten verbessern

Die spanische Blindenorganisation ONCE (Organización Nacional de Ciegos Españoles) wurde 1938 durch Zusammenschluss diverser Blindenvereinigungen gegründet. Bei der Organisation handelt es sich um ein Unternehmen des Öffentlichen Rechts ohne Gewinnstreben, dessen Ziel es ist, die Lebensqualität der Blinden und Behinderten in Spanien zu verbessern.

Ende der 70er-Jahre erfand die Organisation den „Cupón de la ONCE“ und begann, sich mithilfe dieser Lotterie zu finanzieren. Der Lotterieverkauf hat seitdem vielen Tausend Behinderten in ganz Spanien einen Arbeitsplatz verschafft.

Das demokratisch geführte Unternehmen leitet heutzutage verschiedene Schulen der Grund- und Sekundarstufe, die teilweise über Schülerresidenzen verfügen. ONCE setzt sich anhand von vielen Projekten für die Ausbildung behinderter Menschen, die Verbesserung ihrer Selbstständigkeit sowie deren Integration in die Arbeitswelt und die Gesellschaft ein. Für ihre Arbeit wurde die Organisation 2013 mit dem Prinz-von-Asturien-Preis ausgezeichnet.




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