„Wir wollen doch niemandem auf die Füße treten“
(von Wochenblatt)
Kirchen-Demonstration für christliche Familienwerte in Madrid verlief weit „friedvoller“ als im Vorjahr
Die katholische Kirche in Spanien scheint sich auf ihre friedenstiftende, versöhnende Rolle innerhalb der Gesellschaft besonnen zu haben. Jedenfalls verlief die Demonstration zum Schutz der christlichen Familienwerte, zu der das Bistum Madrid am 28. Dezember bereits zum zweiten Mal aufgerufen hatte, weit friedvoller als im Vorjahr.
Madrid - Ende Dezember 2007 veranstaltete der Madrider Erzbischof und Vorsitzende der spanischen Bischofskonferenz Antonio María Rouco Varela zum ersten Mal auf der Plaza de Colón eine „Messe zum Schutz der Familie“. Die Kundgebung artete in einen heftigen Angriff auf die Sozial- und Familienpolitik der regierenden Sozialisten aus, die den Akt später unter anderem als „erste Wahlveranstaltung der Konservativen“ kritisierten.
In diesem Jahr sollte alles anders sein. Schon im Vorfeld hatte ein Kirchensprecher im Hinblick auf die anstehende Kundgebung wissen lassen: „Wie wollen doch niemandem auf die Füße treten“. Und so war es dann auch. Die Kundgebung hatte tatsächlich den Charakter einer Messe und nicht einer politischen Demonstration. Zwar ließ es sich Erzbischof Rouco Varela, der von 36 der insgesamt 115 Bischöfe Spaniens unterstützt wurde, nicht nehmen und wetterte scharf gegen die „überwältigende Grausamkeit der Abtreibung“ und die geplante Abtreibungslegalisierung. Und auch im Hinblick auf die von der sozialistischen Regierung ermöglichte Eheschließung zwischen gleichgeschlechtlichen Partnern ließ der erzkonservative Würdenträger erneut keinen Zweifel daran, dass sich nichts an der ablehnenden Haltung der Kirche diesbezüglich geändert hat. Und dennoch, die Grundstimmung blieb friedlich. Höhepunkt der Veranstaltung, zu der weit weniger Menschen gekommen waren als im Vorjahr, war auch in diesem Jahr eine Botschaft von Papst Benedikt XVI., die per Video vom Petersplatz in Rom zur Plaza de Colón in Madrid übertragen wurde.