Riesenschlamperei beim FBI
(von Wochenblatt)
Gesicht eines spanischen Politikers diente als Vorlage für Phantomfoto von Bin Laden
Ein Phantombild von Osama bin Laden, so wie er heute aussehen könnte, hat für einen Riesenwirbel gesorgt. Denn der mit der Aufgabe betraute FBI-Graphiker hatte in der hauseigenen Datenbank kein geeignetes Material gefunden, um einen gealterten Bin Laden darstellen zu können.
Madrid - So hat er sich flugs bei Google eingelinkt und – hoppla! da war’s doch, das passende Foto. Schnell einkopiert und das neue Gesicht des Al Quaida-Führers auf die Fahndungsseiten im Internet gestellt. Das Bild ging um die Welt. Nur dass es dummerweise das Foto eines spanischen Politikers aus dem letzten Wahlkampf war: Gaspar Llamazares, Ex-Generalkoordinator der Vereinigten Linken – IU. Der konnte es nicht fassen und hat sofort lautstark protestiert.
Vom FBI kam umgehend eine kleinlaute Entschuldigung. „Wir sehen ein, dass besonders im Haaransatz eine Ähnlichkeit mit einem spanischen Politiker vorhanden ist“, räumte FBI-Sprecher Jason Pack ein. Doch es ist nicht nur der Haaransatz. Es ist das gesamte Gesicht von Llamazares, das mit kleinen Veränderungen unter Bin Ladens Turban abgebildet ist. Man werde das Foto sofort aus den Fahndungsseiten entfernen, wurde versprochen, doch inzwischen ist das Foto bereits unzählige Male heruntergeladen und auf andere Seiten kopiert worden. Die Lawine ist nicht mehr aufzuhalten.
Llamazares trägt’s mit Fassung. Obwohl er sich rechtliche Schritte gegen das FBI vorbehält, meint er, der Vorfall habe sogar eine „witzige“ Seite. Dennoch werde er vorläufig lieber nicht in die USA einreisen, denn „wer weiß, vielleicht nehmen sie mich dann dort fest.“ Er ist in jedem Fall der Ansicht, dass es sich um keinen reinen Zufall gehandelt habe. Immerhin sei nur allzu bekannt, wie feindlich die USA jedweder kommunistischen Gesinnung gegenüberstehen.
Seine politischen Gegner äußern sich jedoch mit rechter Häme. Llamazares sei ein echter Glückspilz. So viel kostenlose Werbung habe er noch nie gehabt, und sein Name und Gesicht sei derzeit wesentlich bekannter als selbst in heißesten Wahlkampfzeiten.
Derweil ist man in diplomatischen Kreisen bemüht, den Zwischenfall herunterzuspielen, um die spanisch-amerikanischen Beziehungen nicht zu belasten.