Kurzfilm über Bürgerkriegsopfer vorgestellt

(von Wochenblatt)

Auch Pedro Almodóvar ist dabei


Es war eine Filmpremiere der ganz besonderen Art, die am 14. Juni im Kino „Prin­ce­sa“ in Madrid aufgeführt wurde: Kein Spielfilm sondern ein Video von nur 10 Minuten, kein Dokumentarfilm sondern sehr persönliche und emotionelle Statements, keine Handlung sondern nur Erinnerungen.

Madrid - Die Erinnerungen längst Verstorbener an ihren eigenen Tod und das Leid, das ihnen während oder nach dem spanischen Bürgerkrieg zugefügt wurde. Ausgewählt hat die Autorin Azucena Rodríguez 15 bisher wenig bekannte Schicksale, die alle Opfer der Truppen General Francos geworden waren. Elf Schauspieler, darunter Spaniens berühmtester Regisseur Pedro Almodóvar, sprechen die Erinnerung der Opfer, die jene selbst nicht mehr niederschreiben konnten, in der Ich-Form direkt in die Kamera, wobei sie auch schreckliche Details nicht auslassen. Die Rede ist von Gefangennahme, Vergewaltigung und standrechtlicher Erschießung ohne Prozess und ohne Urteil. Das emotional aufwühlende Video endet mit den lauten Schüssen eines Erschießungskommandos. Darauf folgt Schweigen, der Applaus lässt auf sich warten. Das Publikum ist durch die persönliche Ansprache der „Toten“ äußerst betroffen, und genau das ist auch die Absicht des Kurzfilms. So sagte der Schauspieler Juan Diego: „Nie habe ich an einer solch bewegenden Aufführung teilgenommen. Nicht einmal wenn ein Verwandter stirbt... das ist, als würde Spanien sterben. Das werde ich nie vergessen.“

Der Hintergrund der Entstehung dieses Videos ist der kürzliche Skandal um den Richter am Obersten Gerichtshof Baltasar Garzón, der alte Fälle aus der Zeit des Bürgerkriegs und danach wieder aufrollen wollte und daraufhin wegen Rechtsbeugung vorläufig suspendiert wurde. Seine Gegner werfen ihm vor, gegen ein Gesetz zu Beginn der Demokratie in Spanien verstoßen zu haben, welches damals eine Art „Burgfrieden“ zwischen den feindlichen politischen Flügeln verordnete, um die junge Demokratie zu stabilisieren und einen möglichen Bürgerkrieg zu verhindern. In Anspielung auf den Fall Garzón sagte Emilio Silva, Präsident der „Vereinigung für die Wiedererlangung des historischen Gedächtnisses“: „Der Film dient nicht nur dazu, die Richter zu beschämen, die einen Richter verfolgen, weil er reelle Verbrechen untersucht, sondern er soll sie auch dazu drän­gen, endlich etwas zu tun.“ 

Eingeladen zur Premiere waren auch Angehörige der Opfer. Der Schauspieler Paco León hatte eine ganz besondere Rolle, denn er spielte seinen eigenen Urgroßvater Joaquín, der als Republikaner in Sevilla ins Gefängnis kam und dort erschossen wurde. Seine Leiche wurde nie gefunden.

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