„Ein Tropfen Wut in einem Meer aus Angst“

(von Wochenblatt)

ETA-Treffpunkt von Terroropfer kurz und klein geschlagen


„Ein Tropfen Wut in einem Meer aus Angst” titelte El País, eine der größten spanischen Tageszeitungen, am 25. Februar ihren Bericht über einen Anwohner der baskischen Ortschaft Lazkao, der Opfer eines zwei Tage zuvor verübten Anschlags der Terrororganisation ETA geworden war und seiner Wut auf ungewöhnliche Art und Weise Luft machte.

San Sebastián - Die baskischen Terroristen hatten vor dem örtlichen Partei­sitz der baskischen Sozialisten (PSE) in Lazkao bei San Sebastián einen Bombe hochgehen lassen. Dabei wurde nicht nur das Parteibüro fast gänzlich zerstört, sondern auch das gesamte Gebäude, in dem mehrere Wohnungen untergebracht sind, kam erheblich zu Schaden. Menschen wurden nicht verletzt, da ein anonymer Anrufer im Namen der ETA vor dem Anschlag gewarnt und die Polizei genügend Zeit hatte, das Gebiet abzusperren.

Kein ungewöhnlicher Akt, im Vorfeld zu den anstehenden Regionalwahlen im Baskenland. Traditionell rücken sich die Terroristen vor Wahlen immer wieder durch ihre grausamen Anschläge in den Vordergrund und verbreiten insbesondere im Baskenland ein Klima der Angst.

Bei einem Anwohner war die Wut über das Geschehene diesmal jedoch größer als die Angst. Mit einem Beil bewaffnet lief Emilio G. einen Tag nach dem Anschlag auf die Herriko Taberna in Lazkao zu und schlug kurz und klein, was er vorfand. Herriko Tabernas, zu deutsch Volkskneipen, dienen den ETA-nahen Gruppierungen zum sozialen und politischen Zusammenkommen. „Es gibt keine Lösung, Auge um Auge, Zahn um Zahn, ihr Hurensöhne”, schrie der junge Mann dabei völlig außer sich, bevor er von Beamten der baskischen Polizei Ertzaintza verhaftet wurde. Ob es sich dabei um eine geplante Tat handelte oder einen spontanen Wutausbruch, ist unklar. Fest steht jedoch, dass Emilio G., Anwohner des bei dem Anschlag zerstörten Gebäudes und Sohn eines ehemaligen PSE-Ratsherrn, eine Nacht vor dem Haus verbrachte, bis man ihn den Schaden begutachten ließ. „Es tut mir nur für meine Eltern leid”, rief er noch, als er abgeführt wurde. Stunden später kam er wieder auf freien Fuß, muss sich jedoch noch vor Gericht verantworten. Im Vergleich zu möglichen Racheakten der Terroristen, ist dies jedoch nur ein Kinderspiel. Noch nie hat es im Baskenland ein Anwohner gewagt, sich so öffentlich gegen die ETA auszusprechen.

Dass diese Tat bei Anhängern der Terroristen nicht gut ankommt, zeigte sich bereits am Tag darauf. Die gesamte Ortschaft war mit Sprüchen wie „Faschistischer Angreifer” übersät.

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